Süddeutsche Zeitung

SpVgg Unterhaching:Dann klingelt das Telefon

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So souverän wie die SpVgg Unterhaching hat sich lange niemand durchgesetzt beim Aufstieg in die dritte Liga. Komplizierter ist die finanzielle Situation: dem Klub fehlen Sponsoren.

Von Christoph Leischwitz

Unter den vielen Gratulanten am Mittwochabend war auch Rainer Koch. Der Präsident des Bayerischen Fußball-Verbandes hatte es sich nicht nehmen lassen, nach Elversberg ins Saarland zu reisen und zuzusehen, wie die dritte bayerische Mannschaft in Serie in die dritte Liga aufsteigt. Die Aufstiegspartien zwischen den Regionalligisten waren oft knapp gewesen, fast zeitgleich siegte der SV Meppen gegen Waldhof Mannheim im Elfmeterschießen. Ähnlich war es vor zwei Jahren bei den Würzburger Kickers gewesen. So souverän wie die SpVgg Unterhaching gegen die SV Elversberg hatte sich zuletzt lange niemand mehr durchgesetzt: 3:0 im Hinspiel, 2:2 im Rückspiel (nach 2:0-Führung bis zur 78. Minute). Für Unterhachinger Verhältnisse war der Jubel überschwänglich gewesen, rund 500 Fans waren mitgereist zum Meister der Regionalliga Südwest. Trotzdem, oder gerade deswegen, war allerdings noch vor der feuchtfröhlichen Heimfahrt nicht allein der Aufstieg ein Thema.

"Ich bin guter Dinge, dass wir das alles durchbekommen", sagt Schwabl über die DFB-Zulassung

Der sportliche Aufstieg war den Hachingern also recht leichtgefallen, der finanzielle umso schwerer. Die Zulassung vom DFB steht noch aus. Und Unterhaching, seit Jahren ohne namhaften Hauptsponsor, macht schon lange keinen Hehl mehr aus seinen finanziellen Problemen. Der Abstieg vor zwei Jahren ging auch noch mit einem Punktabzug einher, und laut Statuten spielt die Vorgeschichte eines Vereins mit Blick auf die Drittliga-Zulassung eine gewichtige Rolle wenn es darum geht, die künftigen Auflagen festzulegen. Dass es aber wohl ganz gut aussieht für Unterhaching, dazu musste man am Mittwochabend nicht einmal den herzlichen Klopfer von BFV-Präsident Koch auf die Schulter von Hachings Präsident Manfred Schwabl als Indiz heranziehen. "Ich bin guter Dinge, dass wir das alles durchbekommen", sagte Schwabl dann noch, während seine Spieler um ihn herum auf dem Rasen mit den Fans feierten.

Auch an diesem Abend wurde viel Kritik laut über den Relegationsmodus im Allgemeinen und über die Aufstiegsspiele im Speziellen. Hachings Routinier Maximilian Nicu sagte, er habe nicht einmal Verständnis für das Nachsitzen des TSV 1860 München gegen Jahn Regensburg, und zwar aus Sicht der Regionalligisten. "Da entsteht eine Kettenreaktion: Schalding-Heining ist auf einmal gerettet, Seligenporten fängt wieder an zu trainieren, weil sie jetzt Relegation spielen", sagte er, und schüttelte dabei den Kopf. Präsident Schwabl sprach von "seelischer Grausamkeit" für den Gegner, der zum zweiten Mal in Serie den Aufstieg verpasst hatte.

Er führte dann auch noch ein anderes, seltener gehörtes Argument ins Feld: Die Aufstiegsspiele hatten nämlich die Kaderplanung maßgeblich beeinflusst. So verriet Schwabl, großes Interesse an Benjamin Kindsvater von Wacker Burghausen gehabt zu haben, womöglich hätte der Transfer auch geklappt - wenn man nur gewusst hätte, dass Unterhaching tatsächlich in der dritten Liga spielt. So aber entschied sich Kindsvater für 1860 - was aus anderen Gründen eine unglückliche Entscheidung gewesen sein könnte.

Die Kombination aus ungewisser finanzieller wie sportlicher Zukunft haben es dem Unterhachinger Präsidium in den vergangenen Wochen nicht leicht gemacht. Mit Blick auf mögliche "Werbepartner" sagte Schwabl: "Morgen klingelt das Telefon." Zumindest vielleicht. Der Nachweis über die finanzielle Machbarkeit müsse fast zeitgleich erbracht werden. "Das ist alles nicht so stimmig", findet Schwabl, und Vizepräsident Peter Wagstyl legte nach: "Das ist sportlich nicht fair. Da sollte sich der DFB schnell etwas einfallen lassen." Seit der Saison 2012/13 gibt es die fünfgleisige Regionalliga, aus den fünf Ligen können aber nur drei Teams aufsteigen. Funktionäre verweisen immer wieder darauf, dass die Vereine selbst einst über diese Reform abgestimmt hatten, und damals mit überwältigender Mehrheit zugestimmten. Doch jedes Jahr, wenn die Aufstiegsspiele anstehen, beginnt die Diskussion von Neuem, Befürworter findet man mittlerweile kaum noch. Die Strapazen, die damit einhergehen, "die versteht man erst, wenn man selber in der Situation ist." Und er meinte damit auf keinen Fall die Nervosität vor den Anpfiff des entscheidenden Spiels. Für Schwabl war die Saison am Mittwochabend, auf dem Rasen der SV Elversberg, jedenfalls noch nicht abgeschlossen.

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Quelle:
SZ vom 02.06.2017
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