Süddeutsche Zeitung

Ski-WM 2011: Ivica Kostelic:Ferien an der Adria

Lesezeit: 2 min

Der kroatische Ski-Allrounder Ivica Kostelic macht während der WM erst mal Urlaub - pünktlich zum Riesenslalom ist er wieder da. Für seine Auszeit hat der überragende Athlet dieses Winters eine plausible Erklärung.

Joachim Mölter

Am Mittwochabend ist Ivica Kostelic nach Garmisch-Partenkirchen zurückgekehrt, rechtzeitig zu den letzten zwei Männer-Rennen der alpinen Ski-WM, dem Riesenslalom an diesem Freitag sowie dem Slalom am Sonntag. Nach seinem dritten Platz im Super-G eine Woche zuvor war der Kroate nach Hause gefahren, um sich zu erholen.

"Im Super-G haben wir so viel Energie verbrannt wie eine Nuklearzentrale", hatte er seinen Kurzurlaub begründet. Abfahrt und Super-Kombination fanden tatsächlich ohne den überragenden Skifahrer dieses Winters statt. Der sonnte sich derweil an der Adria, nahe Rijeka.

Dass der beste Athlet seiner Branche während des Saison-Höhepunktes in Urlaub fährt, hat viele verwundert. Ivica Kostelic verweigerte damit praktisch die Annahme des WM-Titels in der Super-Kombination, der für ihn reserviert zu sein schien - bis dato hat er alle drei Weltcup-Wettbewerbe dieses Winters gewonnen.

"Man muss respektieren, dass Ivica nach Hause gefahren ist", findet der Norweger Aksel Lund Svindal, dem es nicht schwer gefallen ist, die Entscheidung zu respektieren. Als Sieger der Super-Kombination profitierte er schließlich davon.

WM-Titel sind für Kostelic in dieser Saison zweitrangig. "Er hat ja schon einen gewonnen", erklärt sein Manager Vedran Pavlek, nämlich 2003 in St. Moritz, den im Slalom. Weil es auch nach diesem Winter wieder fünf Weltmeister geben wird, aber nur einen Sieger im Gesamt-Weltcup, hat Kostelic Prioritäten gesetzt. "Den Gesamt-Weltcup zu gewinnen ist viel schwieriger", sagt Pavlek.

Nun ist das Risiko für Kostelic freilich gering, die große Kristallkugel noch aus der Hand zu geben, die der Weltverband Fis dem besten Rennläufer der Saison übergibt. Der große Bruder der viermaligen Olympiasiegerin Janica Kostelic führt die Wertung mit 1627 Punkten derart überlegen an, dass die Verfolger aufgegeben haben. "Wenn er noch einzuholen ist, dann nicht von mir", sagt der Schweizer Didier Cuche, Dritter des Klassements mit 1128 Zählern.

Svindal, die Nummer zwei (1144), sagt: "Für mich ist der Gesamt-Weltcup fertig für heuer." Doch Kostelic-Manager Pavlek warnt: "Es gibt noch eine theoretische Chance für die anderen, deshalb will Ivica auf Nummer sicher gehen. Man weiß ja nie, was nächstes Jahr ist."

Es ist tatsächlich fraglich, ob dem 31-Jährigen noch einmal so eine Saison gelingt, was er in diesem Januar schaffte, war ja einmalig: 14 Starts, sieben Siege, 999 Weltcup-Punkte. Dem Schweizer Carlo Janka genügten im gesamten vorigen Winter sechs erste Plätze (und 1197 Punkte), um sich den Gesamt-Weltcup zu sichern.

"Ivica weiß, dass er das Niveau vom Januar nicht bis Ende März durchhalten kann", sagt Vedran Pavlek, "er musste eine Pause einlegen." Und die sei nur möglich gewesen, indem er bereit war, die Super-Kombination bei der WM auszulassen. "Es war keine leichte Entscheidung", versichert der Manager.

Kostelics Verzicht ist auch ein Signal an die Funktionäre, die Athleten nicht zu überfordern, gerade die vielseitigen wie ihn. Am Tag vor der WM-Eröffnung waren die Männer noch in Hinterstoder auf der Piste gewesen und die Frauen in Zwiesel; fünf Tage nach der WM stehen die nächsten Weltcup-Rennen an. "Letztes Jahr vor Olympia hatten wir nur zehn Tage frei zur Vorbereitung", klagte Kostelic, "ich glaube nicht, dass das gut ist für die Qualität des Skisports."

Der Österreicher Romed Baumann, ebenfalls ein Allrounder wie der Kroate, kritisiert den dichten Terminkalender ebenfalls: "Die Regenerationsphasen verkürzen sich immer extremer. Zum Teil bleibt nicht einmal Zeit zum Ausradeln."

Ivica Kostelic hat sich nun die Zeit einfach genommen, die Beine baumeln zu lassen. "Er ist erholt", sagt Vedran Pavlek, "aber er hätte gern noch zwei, drei Tage länger ausgespannt." Am vorigen Montag stand Ivica Kostelic schon wieder auf Skiern. Bis zu seiner Rückkehr trainierte er drei Tage in Innerkrems/Österreich. Die Pisten dort sind denjenigen in Garmisch-Partenkirchen relativ ähnlich. Vollkommen egal ist ihm die WM ja nun doch nicht.

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Quelle:
SZ vom 18.02.2011
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