Süddeutsche Zeitung

Ski alpin:Deshalb wurde die Olympia-Abfahrt abgesagt

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Von Carsten Scheele

Thomas Dreßen war enttäuscht, natürlich, einerseits. "Richtig motiviert" sei er gewesen, sagte der deutsche Streif-Sieger. Doch dann entschied die Rennjury drei Stunden vor dem geplanten Start, dass die Olympia-Abfahrt bei den Winterspielen in Pyeongchang auf Donnerstag verschoben wird. Dreßen nahm es pragmatisch, sagte gegenüber der dpa: "Ich werde mich ins Bett hauen und schauen, was ich für Filme auf der Festplatte habe."

Protest regte sich nirgends, denn die Lage war - andererseits - relativ eindeutig. "Die einzig richtige Entscheidung", sagte der deutsche Alpin-Chef Wolfgang Maier. Bei starkem Wind wäre es ein "irreguläres Rennen" geworden, "und man will ja einen fair ermittelten Olympiasieger". Auch der deutsche Cheftrainer Mathias Berthold begrüßte die Absage.

Windböen um die 100 Stundenkilometer

Die starken Winde scheinen zum Problem zu werden bei den Winterspielen in Südkorea. Auch die Slopestyle-Qualifikation wurde am Sonntag abgesagt; schon der Wettbewerb der Skispringer von der Kleinschanze, der mit der Goldmedaille für Andreas Wellinger endete, zog sich wegen der Windverhältnisse arg in die Länge. Immer wieder wurde das Springen unterbrochen, erst nach Mitternacht Ortszeit stand der Olympiasieger fest.

Auf eine solche Lotterie wollte sich die Rennleitung bei der Abfahrt in Jeongseon, eine knappe Stunde südöstlich von Pyeongchang, nicht einlassen. Im Tal und im Zielbereich wirkte es noch fast windstill, dann kamen plötzlich Böen auf, die den SZ-Reportern vor Ort bei Temperaturen von zehn Grad Minus "die Tränen aus den Augen trieben".

Im oberen Teil der 2,8 Kilometer langen Piste waren die Verhältnisse "crazy", wie Fis-Renndirektor Markus Waldner erklärte, verrückt also. Die Böen fegten mit Geschwindigkeiten bis zu 100 Stundenkilometern den Berg entlang. Die Gondeln zum Startbereich mussten teilweise den Betrieb einstellen.

Die Abfahrt wurde nun um vier Tage verschoben, auf Donnerstag (Start 3 Uhr deutscher Zeit) - in der Hoffnung, dass sich schlimmsten Winde bis dahin legen. Der Super-G der Männer wurde entsprechend um einen Tag auf Freitag verschoben. Zwei Rennen binnen 24 Stunden, ein Problem für die Speedfahrer? "Die Athleten können damit umgehen", sagte Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch in der ARD: "Im Weltcup gibt es das auch oft genug, dass an zwei, drei Tagen hintereinander gefahren wird."

Eher stellt die Logistik die Veranstalter vor Probleme. Weil die männlichen Speed-Fahrer nun bis mindestens Freitag an der Strecke bleiben, blockieren sie die Betten im Hotel, die eigentlich für die Frauen vorgesehen waren, die ihren Super-G am Samstag (3 Uhr deutscher Zeit) austragen sollen. "Das Hotel ist denke ich nicht groß genug, um beide Geschlechter unterzubringen", so Alpinchef Maier.

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