Süddeutsche Zeitung

Schalke 04:Und noch ein Sinnbild

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Die verkorkste Saison von Schalke 04 findet ein neues Fallbeispiel: Der Absteiger verspielt beim 2:4 gegen Hoffenheim eine 2:0-Führung.

Dimitrios Grammozis nahm nach der nächsten Schmach einen Schluck aus der Flasche, bedankte sich beim Schiedsrichter - und Sekunden später waren der Schalke-Trainer und seine Mannschaft auch schon in der Kabine verschwunden. Selbst eine 2:0-Führung half Königsblau bei der TSG Hoffenheim nicht, am Ende stand zum Auftakt der Abschiedstour aus der Fußball-Bundesliga ein bitteres 2:4 (2:0). Einmal mehr stellte das abgeschlagene Schlusslicht seine Erstliga-Untauglichkeit unter Beweis. "Für die Bundesliga ist es extrem schade, dass so ein Gigant wie Schalke mindestens für ein Jahr kein Gegner mehr ist. Aber sie haben wichtige Entscheidungen getroffen. Sie werden eher kurz- statt langfristig wieder kommen", sagte TSG-Sportchef Alexander Rosen.

Der überragende kroatische WM-Finalist Andrej Kramaric (47.), Kevin Akpoguma (52.), Christoph Baumgartner (60.) und Ihlas Bebou (64.) trafen für die Kraichgauer, die zuletzt fünf Spiele in Serie nicht verloren haben. "Die erste Halbzeit war sinnbildlich für das ein oder andere Spiel von uns in der Saison. Von der zweiten Halbzeit kann man begeistert sein, da haben wir 25 Minuten ein Feuerwerk abgebrannt", sagte Rosen. Schon im Heimspiel zuvor gegen Borussia Mönchengladbach (3:2) hatte Hoffenheim einen 0:2-Rückstand gedreht. "Es wurde ein bisschen lauter in der Kabine", sagte Trainer Sebastian Hoeneß. "Mein Eindruck war, dass wir einen Impuls brauchten, um die letzten Prozentpunkte rauszuholen. Es hat extrem geholfen, in der zweiten Hälfte früh die Tore zu machen."

Schalke wartet seit 27 Bundesliga-Spielen auf einen Auswärtssieg

Anders sieht es bei den Schalkern aus, die durch den Sieg im Hinspiel (4:0) die Einstellung des Negativrekords von Tasmania Berlin (31 Spiele ohne Sieg) im letzten Moment verhindert hatten. S04 kassierte die 22. Saison-Niederlage und wartet seit 27 Auswärtsspielen auf einen Dreier. Daran änderten auch die Tore des ehemaligen Hoffenheimers Mark Uth (12.) und von Weltmeister Shkodran Mustafi (42.) nichts. "Man kann es kurz zusammenfassen", bilanzierte Gästetrainer Dimitrios Grammozis enttäuscht: "In der ersten Halbzeit ist der Plan so aufgegangen, wie wir ihn uns vorgestellt hatten. Nur gab es dann einen krassen Unterschied zur zweiten Hälfte."

Vor der Begegnung hatten alle Schalker Profis trotz der Fan-Angriffe nach dem besiegelten Gang in die 2. Liga ihren Einsatzwillen signalisiert. "Ich kann zu 100 Prozent bestätigen, dass keiner zu uns gekommen ist, um zu sagen, dass er nicht spielen möchte", gab Grammozis zu Protokoll. Zudem war unter der Woche Rouven Schröder als Sportdirektor geholt worden. Beim Geisterspiel in Sinsheim hielten sich die Schalker in der Anfangsphase wacker und gingen durch Uth sogar in Führung - unter gütiger Mithilfe der Hoffenheimer Defensive. Die Gäste, die zum vierten Mal nach 1981, 1983 und 1988 aus der Eliteklasse absteigen werden, verteidigten danach die Führung reaktiv problemlos. Den Hoffenheimern fiel nicht viel ein, das bestrafte Mustafi per Kopf nach einer Ecke.

Doch gleich zu Beginn des zweiten Durchgangs brachte Kramaric die Gastgeber mit einem sehenswerten Freistoßtor zurück in die Partie. Es war der 18. Saisontreffer des Angreifers. Wenig später sorgte Akpoguma nach einer Kramaric-Ecke per Kopf für den Ausgleich, Baumgartner (nach einem Kramaric-Freistoß) und Bebou drehten das Spiel endgültig.

Hoffenheims Sportchef Alexander Rosen hielt sich später zur sportlichen Zukunft von Mittelfeldspieler Sebastian Rudy und Stürmer Mark Uth bedeckt. Nach dem 4:2 gegen den FC Schalke 04 sagte Rosen bei Sky: "Das sind zwei Spieler, die lange und sehr erfolgreich bei Hoffenheim gespielt haben. Sebastian Rudy ist unser Rekordspieler, Mark Uth einer der besten Torschützen. Es gehört sich trotzdem nicht, sich zu einem solchen Zeitpunkt über die Spieler des Gegners zu äußern." Sowohl der derzeit an Hoffenheim ausgeliehene Rudy als auch Torschütze Uth stehen beim FC Schalke unter Vertrag. Die Zukunft ist angesichts des feststehenden Abstiegs von Königsblau in die 2. Bundesliga aber ungewiss. "Dass wir eine hohe Wertschätzung haben, versteht sich von selbst", erklärte Rosen zu dem Duo.

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