Süddeutsche Zeitung

Salihamidzic im Interview:"Das geht ja auch nicht: ein Fitnesstrainer, der auf dem Balkon raucht"

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Im SZ-Interview spricht Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic über seine schwierigen ersten Tage unter Carlo Ancelotti, über die Trainer-Suche mit Uli Hoeneß und Lehren aus der Guardiola-Zeit.

Von Christof Kneer

Hasan Salihamidzic hat seine erste Saison als Sportdirektor des FC Bayern zu Beginn als äußerst kompliziert empfunden. "Ich kam als Neuling in einen Verein, in dem für Bayern-Verhältnisse eine Krise herrschte. Das war gleich ein Crashkurs für mich in den ersten Wochen", sagt Salihamidzic im Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Der frühere Bayern-Profi, 41, hatte kurz vor der Saison den zuvor vakanten Posten überraschend und ohne Berufserfahrung übernommen. Damals stand der wenig später beurlaubte Trainer Carlo Ancelotti intern bereits in der Kritik, was Salihamidzic bestätigt: "Ich musste als Klubangestellter Dinge vertreten, die ich nicht entschieden hatte und teils auch nicht gut finden konnte. Ich saß zwischen den Stühlen. Ich wollte nichts rechtfertigen, zugleich musste ich mich loyal verhalten."

Noch nicht lange im Amt, geriet er mit Giovanni Mauri aneinander, dem Fitnesstrainer unter Ancelotti, der in der Kabine rauchte. "Das geht ja auch nicht: ein Fitnesstrainer, der auf dem Balkon raucht oder gar auf dem Platz. Wir machen hier Sport, wir müssen was vorleben. Außerdem hat die Kabine gestunken", erzählt Salihamidzic. Obwohl er in seinen ersten 100 Tagen als Sportdirektor das Gefühl gehabt habe, "nichts Richtiges sagen" zu können, sei er im Nachhinein mit der Zeit zufrieden: "Wir haben viele wichtige Dinge gemacht, wie die Ancelotti-Entlassung und die Verpflichtung von Jupp Heynckes".

Bei der Suche nach Heynckes' Nachfolger habe er frühzeitig versucht, Präsident Uli Hoeneß davon zu überzeugen, mit neuen Trainern zu verhandeln. Hoeneß hatte lange darauf beharrt, Heynckes zu einem weiteren Jahr als Trainer zu überreden: "Ich habe Uli auch gesagt, dass er da falsch liegt."

In Zukunft, sagt er, müssen sich Trainer an den Standards beim FC Bayern orientieren und sollen keinen eigenen Stab mitbringen dürfen, so auch Niko Kovac, der die Mannschaft zur kommenden Saison übernimmt. "Darauf werde ich künftig genau achten: dass ein neuer Trainer unser Bayern-München-Set-up akzeptiert und nicht mit zehn eigenen Leuten hier einmarschiert", sagt Salihamidzic. "Das ist die Lehre aus der Guardiola- und der Ancelotti-Zeit."

Entgegen des Trends im Weltfußball will Salihamidzic auch in Zukunft von Transfers in dreistelliger Millionenhöhe absehen, um in der Champions League konkurrenzfähig zu bleiben. "Wir müssen langfristiger planen als einige dieser Klubs, die sich auch mal kurzfristig von einer WM oder EM beeinflussen lassen", sagt er: "Wir müssen schneller sein."

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