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Fußball:Rummenigge: "DFB eigentlich nur noch durchsetzt von Amateuren"

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Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hat das Krisenmanagement des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nach dem WM-Debakel in Russland scharf kritisiert und die Verbandsführung als Amateure abgekanzelt. "Ich bin ein Stück irritiert und auch erstaunt über das, was man beim DFB so als Krisenbewältigung versteht, weil mir da so ein bisschen die Fußballkompetenz fehlt", sagte Rummenigge am Freitag in München und fühlte sich an das Jahr 2000 erinnert, als die Nationalmannschaft bei der EM schon in der Vorrunde gescheitert war.

"Mir fehlt da ein bisschen im Moment einfach die klare professionelle Handhabung der Krisenbewältigung. Es wundert mich allerdings auch nicht, weil der DFB ist eigentlich nur noch durchsetzt von Amateuren", sagte Rummenigge. "Es ist eine Krise des DFB und der DFB muss sich fragen, ob er in dieser Krise die richtigen Lösungsansätze sieht oder eben nicht. Ich bin da ein Stück zumindest irritiert, mit welchem Engagement man versucht, im Moment diese Dinge zu lösen", monierte Rummenigge. "Ich bin nicht überzeugt, dass am Ende des Tages die richtigen Ansätze gefunden werden mit diesen Leuten, wie das da gerade abläuft." Und weiter: "Ich stelle nur fest, dass beim DFB komplett die Amateure das Geschehen übernommen haben und da spielen auch Leute wie (Vizepräsident Rainer) Koch und andere Landesfürsten eine Rolle."

Rummenigge macht sich beim DFB für Lahm stark

An der Spitze des DFB steht derzeit Reinhard Grindel. Bundestrainer Joachim Löw und Nationalteammanager Oliver Bierhoff arbeiten derzeit in Frankfurt das WM-Desaster mit dem Vorrundenaus auf. Rummenigge empfahl den ehemaligen Bayern-Kapitän Philipp Lahm: "Philipp Lahm würde perfekt zum DFB passen, er hat die Qualität und wäre eine interessante Lösung. Es wäre interessant, Philipp Lahm als Vizepräsidenten zu installieren. Das Präsidium könnte seine Professionalität nutzen."

Das Festhalten an Joachim Löw als Bundestrainer begrüßt Rummenigge dagegen und traut ihm auch den Neustart zu. "Man sollte Jogi Löw die Chance geben, er hat zwölf Jahre lang einen überragenden Job gemacht", sagte Rummenigge. Deutschland war in Russland als Titelverteidiger schon in der Vorrunde gescheitert. "Einem solchen Mann ist man dann trotzdem auch ein Stück weit zur Dankbarkeit verpflichtet und deshalb ist es in dieser Richtung die richtige Entscheidung, Jogi Löw weiterhin mit der Betreuung zu beauftragen", sagte der Vorstandschef der Münchner.

Rummenigge nimmt Özil in Schutz

Auch zur emotionalen Debatte um Mesut Özil und die Fotos mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan hat sich Rummenigge geäußert, er nimmt Özil in Schutz: "Es ist offensichtlich nicht gut gehandhabt worden, aber ich glaube, Mesut Özil als exklusiven Sündenbock darzustellen, sorry, das halte ich für weit überzogen."

Der 62-Jährige hält es nach eigenen Angaben mit Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet. Nach dem Aus in der WM-Vorrunde hatte der CDU-Politiker nach den Äußerungen von Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff und DFB-Präsident Reinhard Grindel über Özil erklärt: "Auf die Idee, dass ein Foto mit Erdoğan an der Niederlage gegen den Fußball-Giganten Südkorea Schuld sein soll, können auch nur DFB-Funktionäre nach drei Wochen Nachdenken kommen." Zuletzt waren Grindel und Bierhoff in die Kritik geraten, weil sie mit Interview-Aussagen den Eindruck erweckt hatten, Özil sei durch sein Verhalten für das frühe WM-Aus der deutschen Nationalmannschaft mitverantwortlich.

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