Süddeutsche Zeitung

Brasilianischer Fußballer:Robinho zu neun Jahren Haft verurteilt

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Er gewann Titel in Madrid und Mailand, jetzt soll er ins Gefängnis: Wegen einer Gruppenvergewaltigung im Jahr 2013 bestätigt das höchste italienische Gericht die Strafe für den ehemaligen Stürmer Robinho - doch es gibt ein Problem.

Als die Welt die Künste des Fußballers Robson de Souza kennenlernte, herrschte großes Staunen. Hatte es schon jemals solche Dribblings gegeben? In einem solch irren Tempo? 2005 wechselte der als Robinho bekannte Stürmer mit 21 Jahren aus seiner Heimat São Paulo zu Real Madrid. Es war die Spätphase der Galaktischen, Robinho reihte sich ein zwischen David Beckham, Zinédine Zidane und Ronaldo (dem richtigen Ronaldo). Und wer hätte damals gedacht, dass dieser Mann, der in Brasilien sogar als Erbe von Pelé galt, einmal so tief fallen würde?

Nach Etappen bei ManCity, beim AC Mailand, in China und in Istanbul droht ihm nun eine lange Gefängnisstrafe. Im Prozess wegen Gruppenvergewaltigung wies das Kassationsgericht in Italien die Berufung des Fußballers nun ab - er gilt als überführter Straftäter. "Die Berufung ist unzulässig", erklärte ein Sprecher des höchsten italienischen Gerichts am Mittwochabend in Rom. Damit bestätigten die Richter die Urteile aus den Vorinstanzen. Robinho war zuerst 2017 in Mailand zu neun Jahren Haft verurteilt worden.

Doch der Fall ist damit nicht abgeschlossen: Ob der 37-Jährige, der wieder in Brasilien lebt, seine Strafe jemals antreten wird, bleibt offen. Dafür müsste die italienische Justiz die Auslieferung bei den brasilianischen Behörden beantragen. Die Verfassung des Landes verbietet aber im Grunde die Auslieferung von Brasilianern. Robinho könnte also trotz Verurteilung davonkommen.

Fans und Sponsoren stellen sich gegen die Rückkehr Robinhos zu seinem Heimatklub

Der ehemalige Milan-Offensivmann habe 2013 zusammen mit fünf anderen Männern eine Frau in einer Disco der norditalienischen Metropole vergewaltigt, urteilte damals das Gericht. Bei der Vergewaltigung sollen sie die damals 23-jährige Albanerin betrunken und wehrlos gemacht haben.

Der Verteidiger des 100-maligen brasilianischen Nationalspielers kündigte zu der Zeit an, das Urteil ersten Grades anzufechten. Doch Robinhos Reputation war längst beschädigt, er kehrte nach Brasilien zurück, um bei seinem Heimatklub FC Santos anzuheuern. Doch unter dem Druck von Sponsoren und Fans wurde im Oktober 2020 der Vertrag zwischen ihm und dem Verein nach nur einer Woche ausgesetzt und dann aufgelöst. Das brasilianische Sportportal Globo Esporte hatte den Inhalt von Audiomitschnitten mit pikanten Details und expliziten Aussagen veröffentlicht, die die italienische Justiz für das Urteil gegen Robinho verwendet haben soll.

In einem Schreiben der Anwälte, aus dem Globo Esporte zitierte, wies Robinho die Vorwürfe damals erneut zurück. Er sei sexuelle Beziehungen immer einvernehmlich eingegangen.

Sollte er in seiner Heimat bleiben, ist es quasi unmöglich, dass Robinho festgenommen wird, um die Strafe in Europa abzusitzen. Es sei denn, er reist ins Ausland und Italien erlässt einen internationalen Haftbefehl. Robinhos Karriere ist trotzdem vorbei.

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