Süddeutsche Zeitung

Rangnick contra Spieler:"Völlig pervers und unlogisch"

Lesezeit: 2 min

Von Javier Cáceres, Leipzig

In der Nacht nach der peinlichen 2:3-Niederlage gegen RB Salzburg lag Leipzigs Trainer Ralf Rangnick lange wach. Und grübelte, ob er nicht vielleicht doch falsch aufgestellt hatte. So erzählte er es jedenfalls am Freitagmittag in der Pressekonferenz, die dem Bundesligaspiel am Sonntag bei Eintracht Frankfurt (18.00 Uhr/live in Sky) vorgeschaltet war. Den Gedanken an eigene Fehler hatte er da schon wieder verworfen. Am Freitagmorgen seien ihm nämlich Dinge zu Ohren gekommen, die in ihm die Gewissheit wachsen ließen, dass er kaum etwas hätte richtig machen können. Worum es genau ging, blieb nebulös; es sei um "Dinge" gegangen, "die erklären, warum wir nicht bereit waren für dieses Spiel" - Dinge, die ihn schwer irritierten. "Ich kann es immer noch nicht fassen", sagte Rangnick, 60.

Das klang, als ob Teile des Kaders das Nachtleben der Stadt erkundet hätten. Das schloss Rangnick explizit aus: "Das unterstelle ich niemandem." Vielmehr hätten einige Spieler die Partie nicht ernst genug genommen, Regeln und Abläufe, die zur Vorbereitung auf ein Wettbewerbsspiel gehörten, nicht eingehalten. In allgemeiner Form erklärte der Coach, dass in der Kabine absolutes Handyverbot herrsche und sich alle Spieler zu einer bestimmten Uhrzeit aufwärmen müssten. Am Donnerstag bekamen sie sogar schriftlich mitgeteilt, dass sie "um 20.18 Uhr" mit dem Athletiktrainer rauszugehen hätten; sie hatten ja noch nie in ihrem Leben ein Spiel um 21 Uhr bestreiten müssen. Klingt nach Lappalien? Schon, kann aber betriebsinterne Prozesse vor einer wichtigen Partie durchaus stören.

Wenn er vorher davon erfahren hätte, "dann hätte ich nicht in der Halbzeit dreimal gewechselt, sondern schon vor dem Spiel", sagte Rangnick. Wen er meinte, ließ er offen. Rangnick deutete aber an, dass er mit den Franzosen Jean-Kévin Augustin, 21, und Nordi Mukiele, 20, dringenden Gesprächsbedarf hatte; sie bildeten zusammen mit Bruma das Trio, das zur Pause in der Kabine bleiben musste. Sie hatten auch viel dazu beigetragen, dass Leipzig mit dem 2:3 gegen Salzburg ein firmeninternes Cordoba erleben sollte, eine so schmachvolle Niederlage wie Deutschlands 2:3 gegen Österreich bei der WM 1978 in Argentinien. Vor allem die erste Halbzeit, in der Salzburg durch Munas Dabbur und Amadou Haidara (20./22. Minute) zu Toren kam, war "grottenschlecht", das Abwehrverhalten habe ihn teilweise an "Comedy" erinnert, sagte Rangnick. Sein Team kam durch Konrad Laimer (70.) und Yussuf Poulsen (82.) zum zwischenzeitlichen 2:2. Fredrik Gulbrandsen aber erzielte den Siegtreffer (90.+1).

Es sei "völlig pervers und unlogisch, dass man durch Schweden, Rumänien und die Ukraine fährt", um sich für die Europa League zu qualifizieren, gegen Salzburg aber nicht den nötigen Ernst aufbringe. Sagte Rangnick. Und nun? Werde es Sanktionen geben. Ob Spieler für das Spiel in Frankfurt aus dem Kader gestrichen werden, ist offen. Denn: Leipzigs Kader umfasst nur 18 Profis.

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Quelle:
SZ vom 22.09.2018
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