Süddeutsche Zeitung

Fußball:Hamburger SV darf kontrolliert Pyrotechnik abbrennen

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Der Hamburger SV wagt ein bundesweit beachtetes Experiment und darf als erster Profiklub vor einem Pflichtspiel Pyrotechnik kontrolliert abbrennen. Wie der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Dienstag mitteilte, haben die zuständigen Behörden der Hansestadt und die Kommission für Prävention, Sicherheit und Fußballkultur des Verbands einen entsprechenden Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung bewilligt.

Vor dem Anpfiff des Zweitliga-Duells gegen den Karlsruher SC (13.00/Sky) werden unter Beteiligung von zehn Fans "zehn Rauchtöpfe außerhalb der Zuschauerbereiche unter Aufsicht einer Fachfirma kontrolliert" abgebrannt, schrieb der DFB in einer Mitteilung. Monatelang hatte der HSV zuvor im Hintergrund an seinem Vorhaben gearbeitet. Bei der Erlaubnis handelt es sich "um eine einmalige Ausnahmegenehmigung auf Basis der behördlichen Zustimmung für diesen Spieltag".

Der Vorstoß des HSV um Klubchef Bernd Hoffmann hat eine lange Vorgeschichte. Das Thema Pyrotechnik beschäftigt den deutschen Fußball seit Jahren - entsprechend genau werden auch die Bundesligavereine hinschauen, die regelmäßig zur Kasse gebeten werden - wenn ihre Fans unerlaubt auf der Tribüne zündeln. Die Hanseaten waren dabei in den vergangen beiden Saisons trauriger Strafenkönig. Mehrmals musste der Traditionsverein für die Vergehen seiner Anhänger sechsstellige Summen aufbringen - wie etwa nach dem Derby gegen St. Pauli. Lösungen waren bislang nicht in Sicht.

Pyrotechniker soll durchgehen überwachen

Die "Rothosen" gehen mit ihrem Pyro-Vorstoß nun auf die aktive Fanszene zu, für die Pyro zum Stadionerlebnis dazugehört. Aber der HSV grenzt sich auch ganz klar von den Anhängern ab, die im Block mit dem gefährlichen Feuerwerk hantieren. "Wir verstehen uns nicht als Anwälte bei der Pyro-Diskussion dieser 20 durchgeknallten Straftäter, denen Gesundheit und Leben ihrer Mitmenschen egal ist, wenn sie unkontrolliert Pyro zündeln", hatte Hoffmann bei der Mitgliederversammlung des HSV im Januar gesagt: "Um das klar zu sagen: Hier gilt eine absolute Null-Toleranz-Politik."

Vor dem Spiel gegen Karlsruhe werde das Abbrennen "durchgehend von einem Pyrotechniker vor Ort begleitet und überwacht", heißt es in der DFB-Mitteilung, jegliche Gefahr soll ausgeschlossen werden. Feuerlöscher und Löscheimer stehen zur Verfügung. Hinter den beteiligten Fans wird jeweils ein Ordner postiert. Die Feuerwehr in Hamburg muss unter Einbeziehung der Wetterprognose noch ein finales Okay geben, auch eine Absage ist weiter mögliche. "Generell gilt, dass die Vereine zum Schutz der Zuschauer dafür zu sorgen haben, dass keine Pyrotechnik ins Stadion gebracht wird", teilte der DFB mit.

Gleichwohl bestehe eben die Möglichkeit, eine Ausnahmegenehmigung zu erlangen. "Eine solche kann nur dann erteilt werden, wenn die Haftung und Verantwortung für den kontrollierten Einsatz von Pyrotechnik zweifelsfrei vom Veranstalter selbst übernommen werden", heiß es. Das Risiko geht der HSV als Vorreiter ein.

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