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Paderborn - HSV:Trainers Trauma

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2004 standen sich die beiden Vereine schon mal im DFB-Pokal gegenüber - das Spiel ging unrühmlich in die Geschichte des deutschen Fußballs ein.

Als der ehemalige Fußball-Trainer Klaus Toppmöller am Abend des 10. Februar mit Freunden vor dem Fernseher saß und die Pokalauslosung in der ARD verfolgte, beschlich ihn eine Ahnung. "Als Paderborn gezogen wurde, habe ich spontan gesagt: Jetzt kommt Hamburg", erzählt er. Und tatsächlich: Am Dienstag treffen die beiden Zweitligisten im Viertelfinale des DFB-Pokals aufeinander. Dieses Duell weckt bei Toppmöller schlimme Erinnerungen: Es war im August 2004 das Pokalspiel, das im Mittelpunkt des größten Wettskandals im deutschen Fußball stand.

Der damals 25 Jahre alte Schiedsrichter Robert Hoyzer hatte mit zwei fragwürdigen Elfmetern und einem Platzverweis gegen den Hamburger Emile Mpenza das 4:2 des Drittligisten Paderborn ermöglicht. Schon vor diesen Szenen habe ihn ein ungutes Gefühl beschlichen, erzählt Toppmöller, damals Trainer des Hamburger SV: "Ich habe schon nach wenigen Minuten gesagt: Das ist gesteuert", versichert er: "So etwas spürt man. Damals wurde jede Aktion bewusst gegen uns gepfiffen. Das war unglaublich."

Auch das HSV-Team zweifelte. "Es gab Gemunkel in der Pause", sagte der damalige Innenverteidiger Bastian Reinhardt Jahre später in einem Interview von Spiegel TV: "Aber man will das einfach nicht wahrhaben." Toppmöller sprach seinen Verdacht unmittelbar nach dem Spiel aus, "und dafür habe ich voll auf die Fresse gekriegt. Beim DFB wollte niemand hören, dass das manipuliert war. Mir wurde regelrecht gedroht, mich zurückzuhalten."

Später bestätigte sich Toppmöllers Verdacht. "Noch heute denke ich oft daran", sagt er, "eine solche Enttäuschung geht nie wieder aus dem Kopf. Vor allem, weil ich das im deutschen Fußball nicht für möglich gehalten hatte." Diese Niederlage leitete außerdem Toppmöllers Ende als Bundesliga-Trainer ein: Sieben Wochen später wurde er in Hamburg entlassen. Nach dem Manipulations-Skandal sei für ihn "eine Welt zusammengebrochen"; deshalb wollte er "mit Fußball in Deutschland zu der Zeit nichts mehr zu tun haben", erzählt er. Er habe Angebote aus Deutschland gehabt, "aus Köln zum Beispiel. Stattdessen bin ich 2006 als Nationaltrainer nach Georgien gegangen". Danach hat Klaus Toppmöller nie wieder als Trainer gearbeitet.

Und Robert Hoyzer? Das Berliner Landgericht hatte ihn zu zwei Jahren und fünf Monaten Haft verurteilt, nach 14 Monaten wurde er vorzeitig entlassen. Mit dem DFB einigte er sich auf eine Strafzahlung von 126 000 Euro. Er hatte noch Posten als Technischer Direktor erst beim Berliner AK und dann bei Viktoria Berlin inne. Danach ist er nicht mehr mit einem Amt im Fußball in Erscheinung getreten.

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SZ vom 02.04.2019 / dpa
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