Süddeutsche Zeitung

Schach:Bericht stützt Betrugsverdacht gegen Großmeister Niemann

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Der umstrittene Schach-Großmeister Hans Niemann könnte in mehr als hundert Partien illegale Methoden verwendet haben. Weltmeister Magnus Carlsen hatte dem US-Amerikaner Betrug unterstellt.

Schach-Großmeister Hans Niemann, dem Weltmeister Magnus Carlsen zuletzt offen illegale Methoden unterstellt hat, könnte in mehr als 100 Online-Partien betrogen haben. Das geht aus einem Untersuchungsbericht des Portals chess.com hervor, über den das Wall Street Journal am Dienstag berichtete. Der 19 Jahre alte US-Amerikaner soll demnach um ein Vielfaches häufiger betrogen haben als bei den zwei Gelegenheiten als Zwölf- und als 16-Jähriger, die er zuletzt selbst eingeräumt hatte.

Nach Angaben des WSJ hat Niemann die Anschuldigungen in dem Bericht zugegeben und wurde für einige Zeit von der sowohl bei Amateuren wie auch Schach-Großmeistern beliebten Seite ausgeschlossen. Den Angaben zufolge hat Niemann zuletzt 2020 betrogen und das auch bei Turnieren, in denen es um Preisgelder ging. Carlsen wirft seinem US-Kontrahenten Betrug vor: "Ich glaube, dass Niemann - auch in letzter Zeit - mehr betrogen hat, als er öffentlich zugegeben hat."

Anfang September war es zum ersten Vorfall zwischen Carlsen und Niemann gekommen. Beim Sinquefield Cup in St. Louis verlor der Weltmeister überraschend gegen Niemann und zog sich erstmals in seiner Karriere von einem Turnier zurück. Gründe nannte der 31 Jahre alte Norweger damals nicht. Die Schachszene deutete Carlsens Ausstieg als Betrugsvorwurf gegen Niemann. Der US-Amerikaner gab während des Sinquefield Cups in einem Interview zu, zweimal als Teenager im Alter von zwölf und 16 Jahren bei Online-Partien betrogen zu haben, nie jedoch in Präsenz am Schachbrett.

Der Bericht von chess.com trifft laut WSJ keine Aussage dazu, ob Niemann bei direkten Duellen ebenfalls betrogen hat. Allerdings gebe es den Hinweis, dass Niemanns stärkste Vorstellungen weitere Untersuchungen auf Grundlage der Daten verdienten. Der Schach-Weltverband hatte in der vergangenen Woche bekannt gegeben, dass er eine Untersuchungskommission einsetzen wird.

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