Süddeutsche Zeitung

NBA-Playoffs:Nowitzki knuddelt fröhlich mit

Lesezeit: 2 min

Ein Endspiel mit zwei Deutschen ist möglich, es wäre ein Novum im US-Basketball. Maxi Kleber und Daniel Theis haben mit ihren Klubs Titelchancen - und doch gibt es einen Unterschied zu ihrem großen Vorbild.

Von Jonas Beckenkamp

Es ist eine kleine, aber illustre Ahnengalerie, in der sich Daniel Theis, 30, jetzt befindet. Hochgewachsene Deutsche, die in der NBA bis in die Nähe der Meisterschaft vorrücken, gibt es nicht viele: Dirk Nowitzki, Detlef Schrempf, Daniel Theis - diese Drei sind die einzigen Basketballer made in Germany, die es dreimal ins Halbfinale schafften.

Und auch wenn Theis' Beitrag beim 109:81 im entscheidenden siebten Spiel der Playoff-Serie seines Klubs Boston Celtics gegen Milwaukee überschaubar war, hat er nun reale Titelchancen. Nächster Gegner sind die Miami Heat, kein unschlagbarer Widersacher auf dem Weg in die Finals. Dort triumphierte von dem genannten Trio freilich erst einer, Nowitzki 2011. Doch wenn es so weitergeht, ist diesmal sogar ein Endspiel mit zwei Deutschen möglich - das gab es noch nie. Denn wie Theis qualifizierte sich Maxi Kleber, 30, mit Dallas für die Runde der letzten Vier.

Beim 129:90 der Mavericks im Entscheidungsspiel gegen Phoenix stand am Ende auch Nowitzki auf dem Parkett. Allerdings in Zivil, er trug ein Mavericks-Shirt und knuddelte alles und jeden, vor allem aber Luka Doncic. "Was habe ich euch gesagt?!", rief Nowitzki den früheren Mitspielern zu. Er hatte es also gewusst: Dallas hat endlich wieder eine Truppe von Titel-Kaliber.

Bei Dallas ist Doncic der Freigeist und Antreiber, Kleber der Abwehr-Anker

Doncic ist längst als Nachfolger Nowitzkis auserkoren, was auch daran liegt, dass er am besten spielt, wenn es darauf ankommt. 35 Punkte zauberte er aufs Parkett - eine fast fehlerlose Vorstellung, nach der er schwärmte: "Das haben wir uns verdient, denn bei uns haben einfach alle daran geglaubt, wir haben ein Statement gesetzt." Doncic als Freigeist und Antreiber, Kleber als Abwehr-Anker und Scharfschütze, eine Reihe weiterer Adjutanten, das ist das Prinzip in Dallas. Aber ob das nun gegen Golden State reicht, die Spektakeltruppe um Stephen Curry, ist die Frage.

Gut möglich, dass die Mavericks dazu etwas benötigen, was sie sich bei Theis und den Boston Celtics abschauen könnten: einen Plan, um die allerbesten Körbewerfer in der Verteidigung zu bremsen. Gelungen ist Boston dies in der K.-o.-Runde gegen Leute wie Kevin Durant, Kyrie Irving oder Giannis Antetokounmpo, die im Grunde keiner allein aufhalten kann. Im Kollektiv aber glückte es Theis und seinen Kollegen so vortrefflich, dass etwa der Titelverteidiger aus Milwaukee in Spiel sieben keine "Luft mehr zu atmen" bekam, wie es Flügelspieler Grant Williams (27 Punkte) beschrieb.

Verteidigen können sowohl Theis als auch Kleber exzellent. Eines unterscheidet die aktuell besten deutschen Basketballer am Ende aber vom großen Blonden aus Würzburg: Beide fungieren in ihren Teams als Rollenspieler, sie führen - sehr gekonnt - Spezialaufträge aus. Nowitzki trug Dallas damals fast alleine zum Titelgewinn.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5585583
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.