Süddeutsche Zeitung

Musikauswahl bei Olympia:"Heroes", wenn ein Brite gewinnt

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David Bowie, Pink, sogar Blur: Die DJs bei den Olympischen Spielen machen sich Gedanken - kein Song wird ohne Hintersinn gespielt. Manches wirkt eher platt, manchmal beweisen die Menschen an den Plattentellern jedoch sogar subtilen Humor.

Jürgen Schmieder, London

Musik bei Sportveranstaltungen, das ist normalerweise eine recht heikle Angelegenheit. Wer einmal ein Heimspiel des FC Bayern besucht und gehört hat, was da aus den Lautsprechern quillt, der wird wieder gerne zum Zahnarzt gehen und dem Bohrer lauschen. Ähnlich verhält es sich mit Stadionsprechern - wobei die meist eher mit der Entfernung aller Weisheitszähne zu vergleichen sind.

Der Besuch der Sportarenen in London indes ist eine komplett andere Erfahrung. Die Ansager kommentieren das Geschehen auf dem Feld kompetent, witzig und bisweilen mit einem herrlichen Sarkasmus.

Als beim Stabhochsprung etwa Jennifer Suhr, Silke Spiegelburg, Jarisley Silva und Martina Strutz zuerst 4,55 Meter übersprangen, sagte der Stadionsprecher: "Das wusste ich nun nicht, aber offensichtlich hilft es in dieser Disziplin, wenn der Nachname mit einem 'S' beginnt." Und als ein Fehlstart über 400 Meter mit schrillen Hupgeräuschen angezeigt wurden, da war der Kommentar: "An die Leute, die gedient haben: Das ist kein U-Boot, das untertaucht."

Auch die Menschen an den Plattentellern beweisen bei den Olympischen Spielen recht subtilen Humor: Wenn ein Akteur des Feldes verwiesen wird, dann hört man "Trouble" von Pink, wenn beim Hockey von den Schiedsrichtern der Videobeweis angefordert wird, dann gibt es "Help" von den Beatles.

Als beim BMX-Viertelfinale Sportler aus sieben Nationen an den Start gingen, spielte der DJ "Seven Nation Army" von den White Stripes. Ein wenig arrogant wirkt jedoch, dass "Heroes" von David Bowie nur dann ertönt, wenn ein britischer Athlet eine Goldmedaille gewinnt - ansonsten wird irgendetwas anderes gespielt.

Sie machen sich also Gedanken, die DJs bei diesen Spielen, kein Song wird ohne Hintergedanken ausgewählt. Als beim Tischtennis die chinesischen Sportler in die Halle marschierten, da hörte man "Beetlebum" von Blur - ein Song, in dem es laut Sänger Damon Albarn darum geht, sich verbotene Substanzen in den Körper zu jagen. Aber das war dann freilich ein dummer Zufall.

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