Süddeutsche Zeitung

Tottenham Hotspur:Spurs trennen sich von José Mourinho

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Der Londoner Klub verabschiedet nur wenige Tage vor dem Ligapokal-Finale seinen berühmten Coach - erst kürzlich war man in der Europa League gescheitert.

Die kurze "Ära" Jose Mourinho bei Tottenham Hotspur war erst seit wenigen Minuten Geschichte, da präsentierten die gewitzten Buchmacher auf der Insel schon ihre überraschenden Nachfolge-Favoriten: Leipzig-Coach Julian Nagelsmann und Spurs-Legende Jürgen Klinsmann standen mit einer Quote von 7:2 ganz oben auf der illustren Kandidaten-Liste.

Doch ob es dem mächtigen Klubboss Daniel Levy tatsächlich gelingt, Bayern München im Werben um Nagelsmann zuvorzukommen oder Klinsmann aus Kalifornien zurück nach England zu lotsen - fest steht: Mourinho ist seinen Job nach nur 17 Monaten wieder los. Nur sechs Tage vor der letzten verbliebenen Titelchance mit dem Ligapokalfinale gegen Manchester City am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) zog Levy die Reißleine und kündigte Mourinhos bis 2023 laufenden Vertrag auf.

"Jose und sein Trainerstab waren in einer der herausforderndsten Zeiten für uns als Klub bei uns. Jose ist ein wahrer Profi und hat sich unbeeindruckt von der Pandemie gezeigt. Mir persönlich hat es Freude bereitet, mit ihm zusammenzuarbeiten", sagte der Klubchef: "Ich bedaure, dass es nicht so geklappt hat, wie wir beide das erhofft hatten."

Der einstige "Special One", sollte das wohl heißen, ist gar nicht (mehr) so besonders. Und passt nicht mehr zu den riesigen Ambitionen eines Klubs, der zu den zwölf Gründungsmitgliedern der umstrittenen Super League gehört. Das vierte vorzeitige Aus für den streitbaren Portugiesen bei dessen viertem Engagement im Fußball-Mutterland (zweimal FC Chelsea, Manchester United) kam nicht mehr überraschend.

Der 58-Jährige hatte sich zuletzt öffentlich über die schwachen Leistungen seiner Spieler beschwert und diesen undiszipliniertes Verhalten vorgeworfen. Dazu lieferte er sich immer wieder Fehden mit Trainerkollegen wie zuletzt jene mit Ole Gunnar Solskjaer von ManUnited. Typisch Mourinho - aber eben nicht das, was man sich als Verein für ein Jahresgehalt von angeblich 12 Millionen Pfund verspricht.

Als Tabellensiebter der Premier League haben die Spurs sechs Spiele vor Saisonende fünf Punkte Rückstand auf Champions-League-Platz vier. In der Europa League war gegen Dinamo Zagreb (2:0/0:3 n.V.) ebenso im Achtelfinale Endstation wie im FA Cup gegen den FC Everton (4:5 n.V.). Nur im Ligapokal besteht noch die Chance auf den ersten Titel seit 2008. Mourinho hatte das Amt im November 2019 von Mauricio Pochettino übernommen, der bei den Fans sehr beliebt war und die Spurs ins Champions-League-Finale geführt hatte.

Doch es gelang ihm nicht, das Team um Topstürmer Harry Kane dauerhaft zu stabilisieren. Keine Mannschaft verspielte in dieser Saison mehr Punkte nach Führungen (20), Mourinho verlor erstmals in seiner Trainerkarriere gleich zehn Ligaspiele. Der frühere Spurs-Profi Ryan Mason, bisher Nachwuchscoach, soll das Team auf das Spiel am Mittwoch (19.00 Uhr/Sky) gegen den FC Southampton vorbereiten. Medienberichten zufolge wird ihm bis zum Saisonende Klubkollege Chris Powell zur Seite gestellt. Danach könnten Nagelsmann oder Klinsmann übernehmen.

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