Süddeutsche Zeitung

Lothar Matthäus vs. Lukas Podolski:Weltmeisterlich versöhnt

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Podolskis Rolle als Anführer

Na also, jetzt vertragen sie sich doch wieder: Rekordnationalspieler Lothar Matthäus hat den Twitter-Zoff mit Lukas Podolski beendet und traut dem Weltmeister im Falle einer Leistungssteigerung große Dinge bei Inter Mailand zu. "Podolski könnte das neue Gesicht bei Inter werden", sagte Matthäus Sport Bild Plus. Der 53-Jährige schränkt jedoch ein: "Ein richtiger Anführer auf dem Platz ist Lukas Podolski aber sicherlich nicht. Dennoch muss er mehr Verantwortung übernehmen. Das hat er in meinen Augen nur beim 1. FC Köln geschafft, als er dauerhaft überzeugende Leistungen abgeliefert hat. Aber das war in der 2. Bundesliga. Beim FC Bayern und zuletzt beim FC Arsenal war er schnell nur Mitläufer."

Was Matthäus Podolski zutraut

Sollte Podolski konstant gute Leistungen zeigen, könnte er nach Ansicht von Matthäus auch in der Nationalmannschaft wieder eine bedeutendere Rolle einnehmen: "Lukas Podolski muss sich jetzt über einen längeren Zeitraum beweisen. Dann wird er auch wieder interessanter für Joachim Löw, auch wenn Podolski beim Bundestrainer weiter hoch im Kurs steht", so der Ehrenspielführer der DFB-Auswahl weiter.

Wie es zu dem Streit gekommen war

Das Fußballjahr hatte mit einer kleinen Fehde, die Lukas Podolski und Lothar Matthäus in aller Öffentlichkeit austrugen, begonnen: Der designierte Zugang bei Inter Mailand wehrte sich via Twitter gegen Kritik von Matthäus. "Ich finde es schon sehr amüsant, dass ausgerechnet Matthäus mir Tipps gibt, wie ich mich verhalten soll", schrieb Podolski und garnierte seine Nachricht mit den Hashtags "Erfolgscoach", "Greenkeeper" und einem Herz, das von einem Pfeil durchbohrt wird (eine Andeutung auf Matthäus' wechselnde Ehefrauen?).

Zuvor hatte Matthäus Podolski am Samstag attackiert. "Lukas hat seine Qualitäten, die muss er jetzt aber wieder auf dem Platz unter Beweis stellen", sagte Matthäus bei Sky Sport News HD. "Vorher haben wir gehört, er twittert mehr als er spielt. Er sollte sich mehr auf Fußball konzentrieren." Im Express legte Matthäus dann am Sonntag nach. "Ich finde: Twitter ist sexy, aber er sollte mehr Fußball spielen als twittern. Durch seine Reaktion hat er das jetzt ja wieder bestätigt", sagte Matthäus: "Er ist nicht fokussiert. Dabei hat er jetzt eine große Aufgabe vor sich, für die ich ihm alles Gute wünsche."

Wie Matthäus Podolskis Transfer sieht

Der 53-Jährige sieht den bevorstehenden Wechsel des früheren Kölners vom FC Arsenal nach Mailand durchaus als Abstieg. "Die italienische Liga hat an Glanz verloren. Viele Skandale, keine Infrastrukturen mehr", sagte Matthäus: "Teams wie Inter oder AC, die in den 90er Jahren Fußballgeschichte geschrieben haben - mit Stars wie Gullit, van Basten, Hansi Müller oder Karl-Heinz Rummenigge - die haben an Glanz verloren, an Attraktivität verloren. Deswegen spielen die Topspieler nicht mehr in Italien, sondern in Deutschland, England und Spanien."

Was Podolski in Mailand erwartet

Matthäus räumte aber auch in seinem ersten Statement ein, dass Podolski bei Inter wieder zur Stammkraft werden könne: "Mit Mailand hat er eine Mannschaft, die nicht so gut steht in der Tabelle. Er wird daher sicher auch - er ist ja der Königstransfer von Inter in der Winterpause - seine Spielzeit bekommen, und dann kann er zeigen, was er kann." Podolski war am Freitag in Mailand gelandet und hatte am Samstag den Medizincheck absolviert. Bereits beim Nachmittagstraining traf der 29-Jährige Inter-Trainer Roberto Mancini.

Wie es um den Wechsel steht

Offiziell war der Transfer auch am Montagmorgen noch nicht. Wie die Gazzetta dello Sport berichtete, arbeiten Arsenal und Inter noch an den letzten Details des Leihgeschäfts, am Montag soll der Vertrag besiegelt werden. Sein bisheriger Teamkollege Per Mertesacker verabschiedete Podolski bereits mit Wehmut. "Es war großartig, dich hier gehabt zu haben", schrieb Arsenals Innenverteidiger bei Facebook und zeigte Fotos aus der gemeinsamen Zeit mit Podolski. Wie gut, dass es soziale Medien gibt.

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