Süddeutsche Zeitung

Timo Werner bei RB Leipzig:Das Tor zur Unterschrift

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Von Saskia Aleythe, Leipzig

Die Fans von RB Leipzig haben in ihrer Arena schon mal einen Motorrad-Weltmeister gesehen, der mit quietschenden Reifen und krachendem Motor Donuts in den Beton gefahren hat. Doch die wahre Begeisterung lösen dann doch andere Ereignisse aus. Die Neuigkeit mit Timo Werner hatte am Sonntagnachmittag schon über die Handys die Runde gemacht, und somit entfaltete sich manches Kreischen und Klatschen, als der Stadionsprecher beim Vorlesen der Aufstellung bei Werner angelangt war. Den ersten Applaus holte sich der Stürmer an diesem Nachmittag ab, als er noch in der Kabine stand: für seine Vertragsverlängerung bis 2023.

Auf dem Rasen dauerte es dann gerade mal zehn Minuten, bis Werner seine weiteren Vorhaben mit Leipzig mit einem Tor untermauerte: Nach einer verlängerten Ecke drehte er sich einmal mit dem Ball am Fuß, drin lag das Leder. 2:1 (1:0) gewannen die Leipziger am Ende gegen müde Frankfurter, die erst am Donnerstag in den Playoffs um die Europa League eine Niederlage gegen Racing Straßburg erlitten hatten. Gefeiert wurde vor allem Timo Werner.

"Natürlich hat sich dieser Prozess jetzt sehr lange hingezogen", ließ sich der Spieler in der offiziellen Mitteilung zu seiner lang erwarteten Unterschrift zitieren, "aber ich wollte mir wirklich vollumfänglich sicher sein, dass ich bei diesem Klub die nächsten Entwicklungsschritte machen kann." Irgendwann zwischen dem 4:0 zum Saisonstart gegen Union Berlin und dem Erblühen des Leipziger Spätsommers an diesem Wochenende war Werner dann offensichtlich "vollumfänglich" sicher. Die Kadererweiterung des FC Bayern hat ihren Teil dazu beigetragen.

Monatelang wurde Werner mit den Münchnern in Verbindung gebracht, doch der FC Bayern wollte sich mit ihm - zumindest in diesem Sommer - nicht mehr befassen. Der Stürmer verknüpfte nicht mehr die besten Gefühle mit dem Rekordmeister, nachdem eine Ewigkeit öffentlich um seinen Angreifer-Konkurrenten Leroy Sané geworben und schließlich Coutinho als neuer Spitzenstürmer vorgestellt wurde.

Für RB Leipzig ist die Unterschrift besonders wertvoll, weil Werner im kommenden Jahr ablösefrei hätte wechseln können. "Wir sind froh, dass die Verhandlungen mit Timo Werner nun zu einem positiven Ende geführt haben", sagte RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff. Der neue Vertrag soll eine Ausstiegsklausel in Höhe von 30 Millionen Euro beinhalten, was für den Mittelstürmer der Nationalelf eine vergleichsweise bescheidene Summe wäre.

Welchen sportlichen Wert Werner für die Leipziger besitzt, hatte Neu-Trainer Julian Nagelsmann schon nach dem Spiel gegen Union herausgestellt ("Wir brauchen ihn"); gegen Frankfurt sorgte Werner für frühe Glücksgefühle durch sein 1:0. Bei 32 Grad gelang beiden Teams nicht gerade jeder Pass, Werner war der Mann mit den Gefahrenmomenten. In der 18. Minute hätte schon das 2:0 fallen können, erneut am kurzen Eck verstolperte er jedoch den Ball. Auch in der zweiten Halbzeit tauchte Werner früh gefährlich im Eintracht-Strafraum auf: Christopher Nkunku schickte ihn mit sehenswertem Pass in die Zentrale - doch platzieren konnte er den Ball nicht, ein zweites Tor blieb ihm verwehrt.

Frankfurt mühte sich, wie man sich eben mühen kann, bei Hitze, Rückstand und Doppelbelastung durch die Europa-League-Playoffs. Tatsächlich hielt sich die Eintracht nun öfter in der Gefahrenzone auf, die Angriffe verpufften allerdings bei Torwart Peter Gulacsi oder Verteidiger Ibrahima Konaté. Für etwas mehr Torgefahr soll künftig Stürmer Bas Dost sorgen, der vor einem Wechsel zur Eintracht steht. Das bestätigte Trainer Adi Hütter. "Es ist so weit fortgeschritten, dass er morgen zu den medizinischen Tests kommt. Ich gehe davon aus, dass alles passt", sagte Hütter. Dost steht noch bis 2021 bei Sporting Lissabon unter Vertrag und soll Frankfurt etwa zehn Millionen Euro Ablöse kosten. Ohne Dost erzielte Leipzigs Yussuf Poulsen am Sonntag - klar, per Konter - das 2:0 (80.). Und Frankfurt gelang nur noch das Ehrentor durch Goncalo Paciencia (89.

). Und Werner? Der musste in der 79. Minute an der Seitenlinie behandelt werden, es zwickte offenbar im Oberschenkel. Auswechslung. Nur kein Risiko. Timo-Werner-Sprechchöre geleiteten ihn vom Spielfeld. In die Mikrofone sprach Werner später noch sein Wort zum Sonntag: "Ich glaube, dass mir in Leipzig bisher nur Gutes widerfahren ist. Ich fühle mich hier wohl."

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SZ vom 26.08.2019
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