Süddeutsche Zeitung

1:0 gegen Leipzig:Paris baut die Barrikaden auf

Lesezeit: 2 min

Leipzig dominiert die Partie gegen PSG. Doch unter Mithilfe des Schiedsrichters erringt das Team von Thomas Tuchel einen Arbeitssieg, der sich noch als überaus wertvoll entpuppen kann.

Von Javier Cáceres, Paris/München

Unter Mithilfe des Schiedsrichters hat Paris St.-Germain am Dienstagabend einen Arbeitssieg gegen RB Leipzig errungen, der sich noch als überaus wertvoll entpuppen kann. Das Team von Paris besiegte Leipzig durch einen schmeichelhaften Elfmeter mit 1:0 (Neymar, 11. Minute) - und setzte sich damit an den zweiten Tabellenplatz der Gruppe H. Leipzig ist nun punktgleich - aber Dritter. Im direkten Duell mit PSG liegt Leipzig hinten, Anfang November hatten sie am dritten Spieltag mit 2:1 gewonnen. Zudem weist Leipzig durch das 0:5 bei Manchester United das schlechtere Torverhältnis auf.

Im Gegensatz zum Hinspiel konnte PSG-Trainer Thomas Tuchel auf seine Tenöre zurückgreifen: Der frisch blondierte Neymar Jr. und Kylian Mbappé standen in der Startelf, obschon sie gerade erst Verletzungen überwunden hatten. Ihnen zur Seite stand der Argentinier Ángel Di María, der im niederländischen Referee Danny Makkelie einen Freund fand, der das Spiel mit einer Fehlentscheidung prägte.

Die Gastgeber fallen sehr schnell

Nach einem Fehlpass von Dayot Upamecano stürmte Di María in den Strafraum und kam dort nach einer Berührung durch Leipzigs Kapitän Marcel Sabitzer zu Fall, die zarter schien als jede frühabendliche Wintersonne. Wenn es sie denn überhaupt gab. Makkelie pfiff, wurde nicht vom Videoschiedsrichter korrigiert - und Neymar verwandelte den Strafstoß nach einem verzögerten Anlauf (11.). In den folgenden Minuten sorgten Sabitzer mit einem abgefälschten Schuß aus 16 Metern und Upamecano mit einem Kopfball nach Eckstoß von Christopher Nkunku für Gefahr (12.). Die restlichen Minuten verstrichen weitgehend ohne Gefahr für das Tor der Franzosen - obschon Leipzig dominierte.

Die Leipziger boten weder Neymar noch Mbappé Räume, ihre Schnelligkeit kam am Dienstagabend im Prinzenparkstadion nicht zum Tragen. Aber: Keiner der Leipziger Mittelfeldspieler fand verheißungsvolle Passwege. PSG baute vor dem eigenen Strafraum mehr Barrikaden auf als die Republikaner bei der Julirevolution von 1830, die die Herrschaft der Bourbonen beendete. Zum einen, weil das die kraftschonendere Variante war - PSG hat seit Mitte Juli mal eben 20 Spiele bestritten -, zum anderen, weil man aus der Führung heraus Konter zu setzen hoffte und weil man das trichterförmige Offensivspiel der Leipziger so gut in den Griff bekam. Zu den besonderen Vorkommnissen zählte, dass Neymar die Sicherungen durchbrannten, nachdem er ein paar Mal Opfer von Leipziger Nickeligkeiten geworden war. Neymar trat Marcel Sabitzer recht unmotiviert um - und sah dafür verdientermaßen die gelbe Karte. Sabitzer machte dann auch unangenehme Bekanntschaft mit dem zweiten PSG-Superstar: Kylian Mbappé trat ihm im Fallen unabsichtlich auf den Unterarm. Der Österreicher konnte weiterspielen.

Diese Szene ereignete sich bereits zu Beginn der zweiten Halbzeit, die für RB eine exzellente Chance bereithielt. Nach einer Flanke, die Rechtsverteidiger Nurdi Mukiele von der Eckfahne schlug, setzte Forsberg zum Volleyschuss an. Aber: Der Schwede traf den Ball nur mit dem Schienbein und damit zu unpräzise, um ihn aufs Tor zu ziehen. RB-Trainer Julian Nagelsmann begann, die Reservisten zu bewegen. Justin Kluivert kam für Dani Olmo, Willi Orban für Mukiele (beide 62.), Alexander Sörtloth für Forsberg (74.). Doch an den Schwierigkeiten, die PSG-Abwehr zu überwinden, änderte sich im Grunde nichts. Das lag auch daran, dass Leipzig es kaum vermochte, dem Passspiel einen hohen Rhythmus zu verleihen. In der 79. Minute keimte so etwas wie Hoffnung auf einen Ausgleichstreffer, der nicht unverdient gewesen wäre, aber Mittelstürmer Yussuf Poulsen setzte seinen Schuss nach einem Eckstoß deutlich übers Tor. In den Schlussminuten der Partie wechselte PSG-Trainer Tuchel sowohl den Torschützen Neymar wie auch Mbappé aus. Seine Mannschaft schaffte es, einen Sieg zu sichern, der zwar nach Arbeit roch und nicht nach Parfum - aber doch das süße Aroma des Achtelfinals versprühte.

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Quelle:
SZ vom 25.11.2020
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