Süddeutsche Zeitung

Karriere-Enden im Sport:Letzte Ausfahrt erwischt

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Zwei Sportarten verlieren ihre einstigen Ikonen: Nach Michael Ballack beendet nun auch Michael Schumacher seine aktive Karriere. Beiden muss man zu diesem Schritt gratulieren - sie haben die letzte Chance auf einen würdigen Abschied genutzt.

René Hofmann

Für Sportler-Karrieren gibt es kein natürliches Ende. Wenn es schlecht läuft, kommt das Aus unerwartet wegen einer Verletzung oder einer Krankheit; bei Sebastian Deisler war das so, der sich 2007 nach vielen Knieleiden und einer Depressions-Behandlung mit bloß 27 Jahren vom Profi-Fußball abwandte.

Läuft es dagegen gut, ist der Abschied selbst gewählt und mit ihm glückt noch einmal ein großer Coup; bei Pete Sampras war das so, dem amerikanischen Tennis-Profi. In seinem letzten Match triumphierte er 2002 im reifen Alter von 31 Jahren noch einmal bei seinem Heimspiel, den US Open. Das Privileg, selbst entscheiden zu können "Das war's", bietet sich längst nicht allen Sportlern, nicht einmal einstigen Szenegrößen, wofür diese Woche gleich zwei gute Beispiele lieferte: Michael Ballack, 36, und Michael Schumacher, 43.

Der eine war einst unumstrittener Kapitän der Fußball-Nationalelf, der andere ist immer noch der erfolgreichste Fahrer der Formel-1-Geschichte. Beide hätten gerne noch auf den Spielfeldern weitergewirkt, wo sie so erfolgreich waren, doch keiner, der ihren Ansprüchen genügte, wollte sie weiter mitspielen lassen. Beide haben daraus die gleiche Konsequenz gezogen: Sie hören ganz auf.

Das ist ein Schritt, der nicht leicht fallen kann. Wer seit Kindertagen mit großem Spaß einem Ball hinterherjagt oder ein Lenkrad in Händen hält, für den ist es natürlich eine große Verlockung, dies weiterzutun, so lang er damit ein Publikum findet und dafür auch noch Geld bekommt. Michael Ballack und Michael Schumacher haben sich aber bewusst gegen ordentlich dotierte Ehrenrunden im Mittelmaß entschieden.

Für den einen war dafür wohl maßgeblich, dass er eine ordentliche Gage als nicht gut genug empfand, für den anderen, dass er sich mit Mittelmaß nicht zufriedengeben wollte, noch nicht einmal auf den letzten Metern. Mit dem Schlusspunkt aber haben beide ihren Ruf gepflegt. Es hätte Ballacks Karriere nicht geschmückt, wenn dort als letzte Station die Western Sydney Wanderers vermerkt worden wären, und mehr als ein klein wenig Fahrfreude hätte Michael Schumacher jenseits eines Top-Teams auch nicht mehr gefunden. Beide haben die richtige Ausfahrt genommen.

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Quelle:
SZ vom 05.10.2012
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