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Julian Brandt:Früher oder später zum FC Bayern

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Von Ulrich Hartmann, Leverkusen

Wer am Samstagabend im Bundesliga-Topspiel die Tore vermisste, der musste halt das musikalische Rahmenprogramm genießen, das da lautete: Bayer-Fans intonieren die Toten Hosen. Die Leverkusener Fans sangen ausgangs der ersten Halbzeit aus zwei Gründen das Lied "Ich würde nie zum FC Bayern München gehen". Erstens, weil es so ganz viele Lieder nicht gibt, mit denen man den FC Bayern diskreditieren kann, und zweitens, weil ihr Stürmer Julian Brandt offenbar in der Überlegung steckt, im nächsten oder vielleicht auch erst im übernächsten Sommer nach München zu wechseln. Gerüchtehalber hat der 21-Jährige den Bayern bereits eine Zusage gegeben.

Sein Ansprechpartner wäre diesbezüglich jener Bayern-Kaderplaner namens Michael Reschke, der ihn 2014 bereits vom VfL Wolfsburg zu Bayer Leverkusen geholt hatte. Brandts Vertrag in Leverkusen geht bis 2019, für 2018 soll eine Aufstiegsklausel eingearbeitet sein. "Julian fühlt sich hier pudelwohl", sagt der Bayer-Manager Rudi Völler, "außerdem hat er Vertrag, und WIR entscheiden."

Am Samstag besaß Brandt zweierlei Gelegenheiten: Er konnte den Bayern noch einmal ganz persönlich zeigen, was er drauf hat - er konnte aber auch mit eigenen Augen betrachten, was es bedeutet, bei den Bayern ein talentierter Flügelspieler zu sein. Die höchst respektabel talentierten Douglas Costa und Kingsley Coman haben am Samstag nämlich nur deshalb gespielt. weil Arjen Robben und Franck Ribéry für das wichtige Champions-League-Spiel am Dienstag bei Real Madrid geschont wurden.

Gegen Bayern bleibt Brandt blass - und wird früh ausgewechselt

Hinter Robben und Ribery wäre wohl auch Brandt in München erst mal bloß ein so genannter Back-Up, aber weil die beiden nicht mehr die Jüngsten sind, wird da in ein oder zwei Jahren natürlich was frei. Bevor man nun aber überlegen kann, ob der angehende Nationalspieler Brandt nicht tatsächlich ein guter Mann für die Bayern wäre, müsste erst mal ersichtlich werden, wie die Münchner weiter mit Costa und Coman planen und welche Rolle Brandt dann bekommen sollte.

Am Samstag gegen die Bayern hatte Brandt nicht allzu viele Szenen, weil seine Mannschaft es nicht auf allzu viele offensive Szenen anlegte. In der 30. Minute kam er dem Münchner Tor mal sehr nahe und wäre aus etwa acht Metern auch beinahe zum Torschuss gekommen, aber dann rutschte er aus, brachte den Ball nicht Richtung Manuel Neuer und begnügte sich für weitere 33 Minuten mit dieser einen Chance. In der 66. Minute wurde er vom Trainer Tayfun Korkut für Karim Bellarabi herausgenommen.

Ob das sein letztes Spiel gegen die Bayern war, wie schon viele unkten, wird die Zeit zeigen. Rudi Völler betont das "wunderbare Verhältnis", das er zu Julian Brandt und dessen Vater als Berater habe, und die Fans haben dem Angreifer ihre Empfehlung ja sogar vorgesungen. Relevant war für Fußballprofis das Votum der Fans aber noch nie. Bevor Manuel Neuer zum FC Bayern gegangen ist, hatten ihn die Schalker Fans mit genau diesem Lied in der Gelsenkirchener Arena geärgert. Insofern deutet jetzt wirklich alles darauf hin, dass auch Brandt nach München wechselt - früher oder später.

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Quelle:
SZ vom 16.04.2017
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