Süddeutsche Zeitung

Joshua Kimmich:Alte Position, neue Stärke

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Joshua Kimmich muss gegen Hannover 96 zurück auf seine Nicht-ganz-so-Lieblingsposition in der Viererkette - und ist prompt an allen vier Treffern seines Teams beteiligt. Über ein Phänomen.

Von Carsten Scheele, Hannover

Joshua Kimmich ist gerade ein Phänomen. Es scheint, als könne ihn zur Zeit wenig bis gar nichts aus dem Takt bringen. Nicht einmal ein Hannoveraner, der auf seinem Kopf landet, wie Linton Maina es am Samstag tat und Kimmich damit zwischenzeitlich einen ordentlichen Brummschädel verpasste. Und auch nicht Bayern-Trainer Niko Kovac, der erst dozierte, er habe der Rotation abgeschworen, um Kimmich dann doch wieder vom Zentrumsspieler zum Außenverteidiger umzumodeln.

Doch ganz egal: Kimmich liefert ab. Gegen Hannover musste er erstmals seit einigen Partien seine erklärte Lieblingsposition auf der Sechs verlassen, zurück auf seine Nicht-ganz-so-Lieblingsposition rechts in der Viererkette - und schoss trotzdem das erste Bayern-Tor des Tages. Nach 63 Sekunden, volley von der Strafraumgrenze. "So lange war ich von der Position ja nicht weg", sagte Kimmich später. Er habe außerdem "schon oft gesagt, dass es mir egal ist, wo ich spiele". Er selbst würde die Diskussion am liebsten gar nicht mehr führen. An die Reporter gerichtet schob Kimmich hinterher: "Wenn ihr aufhört, darüber Fragen zu stellen, dann wird die Diskussion nicht mehr aufkommen." Alles klar?

Hat Kimmich übersinnliche Kräfte?

Am Ende des Arbeitstages war der Außenverteidiger Kimmich sogar an allen vier Treffern des arg locker erspielten 4:0 (2:0) beim Abstiegskandidaten Hannover 96 beteiligt: eins selbst erzielt, drei vorbereitet. Vor Alabas Rückraumknaller hatte er die Ecke geschlagen (29.), auch die weiteren Tore von Serge Gnabry (53.) und Robert Lewandowski (62.) initiierte Kimmich persönlich. Lewandowski musste nach der Maßflanke wirklich nur noch einnicken, er bedankte sich beim Jubel ausdrücklich.

Oder hat Kimmich am Ende gar übersinnliche Kräfte? Sein eigenes Tor habe er angeblich sogar vorhergesehen: "Ja, ich habe Brazzo gesagt, dass ich heute eins mach." Brazzo, dem Sportdirektor Hasan Salihamidzic also, "und noch ein paar Spielern". Es war das erste Saisontor des offensivstarken Nationalspielers, "da war es offenbar an der Zeit".

Und gerade gut in Fahrt, wollte Kimmich auch die Deutsche Meisterschaft noch nicht ganz abschreiben. "Natürlich ist unser Rückstand aufholbar", erklärte er. Neun Punkte, da sei "die Tür noch ein bisschen offen", wobei schon klar sei, dass es nicht mehr Rückstand werden dürfe auf den vorzeitigen Herbstmeister aus Dortmund. Zwei Siege zum Hinrundenabschluss gegen Leipzig und Frankfurt, und dann mal schauen, was der BVB gegen Düsseldorf und Gladbach fabriziere. "Alles, was mehr als neun Punkte ist, ist fast unmöglich", warnte er. Da kennt dann sogar das Selbstbewusstsein des Joshua Kimmich seine Grenzen.

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