Süddeutsche Zeitung

Fußball:Frauen in Iran dürfen erstmals ins Stadion

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Zum ersten Mal nach fast 40 Jahren haben Frauen in der Islamischen Republik Iran ungehinderten Zutritt in ein Fußball-Stadion erhalten. Für das WM-Qualifikationsspiel gegen Kambodscha am Donnerstag kamen Medienberichten zufolge zwischen 3500 und 4000 Frauen erstmals mit einem frei zu kaufenden Ticket ins Asadi Stadion in Teheran. Für die Iranerinnen geht es um mehr als nur Fußball. Für sie ist es ein großer Erfolg in ihrem jahrzehntelangen Kampf gegen die strengen islamischen Vorschriften des erzkonservativen Klerus und gegen ihre Diskriminierung im Land.

Schon vier Stunden vor dem Spiel kamen die Frauen mit Iran-Flaggen umhüllt und "Victory"-Zeichen im Asadi Sportkomplex an. Einige von ihnen weinten gar vor Glück. Unter dem Hashtag "Komm mit mir ins Stadion" reflektieren sie mit Bildern und Videos ihren ersten Stadionbesuch - und den damit verbundenen historischen Tabubruch. Zu diesem Erfolg trug auch die Fifa bei. Der Weltfußballverband hatte mit einem Ausschluss des Irans von der WM 2022 im Nachbarland Katar gedroht, falls Frauen der Eintritt weiterhin verboten wird.

Für die Frauen hatte das Sportministerium vier separate Tribünen mit einer Kapazität von ungefähr 4000 Sitzen errichtet. Außerdem wurden extra für die Frauen weibliche Polizisten, Notärzte und Stadionführer eingesetzt. Die Frauen-Tickets war in kürzester Zeit ausverkauft. Daher fordern die Frauen für die nächsten Spiele zumindest zwei weitere Tribünen und ein höheres Ticketkontingent.

Für Kritik sorgten die extra für das Spiel umgebauten Zäune, die die vier Frauentribünen von denen der Männer trennen sollen. "Wollt ihr uns etwa in einen Käfig sperren, um uns vor den Männern zu schützen", protestierte eine Iranerin auf Twitter. Außerdem fordern sie vom Sportministerium Familien- und nicht nur Frauentribünen, damit auch ihre Ehemänner und Söhne sie begleiten können. Wegen der Frauen-Premiere war auch das Medieninteresse sehr groß. Es gab jedoch Einschränkungen seitens der Behörden. Weiblichen Fotografen wurden keine Akkreditierungen gegeben, obwohl dies vom Sportministerium vorher versprochen worden war. Die männlichen Fotografen und TV-Teams durften zudem keine Bilder vom Eintritt der Frauen ins Stadion machen.

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