Süddeutsche Zeitung

Im Alter von 80 Jahren:Der frühere Box-Europameister Karl Mildenberger ist tot

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Der deutsche Boxer Karl Mildenberger ist gestorben. Der frühere Boxer starb bereits am Freitag im Alter von 80 Jahren in einem Hospiz in Kaiserslautern. Das bestätigte seine Ehefrau Miriam der FAZ. Der Bund deutscher Berufsboxer (BdB) reagierte mit Bestürzung: "Das ist sehr traurig. Ein Großer ist gegangen. Mit dem Kampf gegen Ali hat er sich einen Platz in der Box-Geschichte gesichert", sagte BdB-Präsident Thomas Pütz.

Unvergessen ist der Tag, der 10. September 1966, an dem der zu seiner Zeit in der untypischen Rechtsauslage boxende Karl Mildenberger dem "Größten" vor 35 000 Zuschauern die Stirn bot. Über zwölf Runden hielt er gegen den 2016 verstorbenen Muhammad Ali im Frankfurter Waldstadion durch - seine Niederlage wurde damals als sein "größter Sieg" bezeichnet.

Mildenberger hatte damit die Ehre, als erster deutscher Boxer in Deutschland um den WM-Gürtel in der Königsklasse zu kämpfen. Der 10:1-Außenseiter beschäftige Ali fast über die volle Distanz, doch der Ringrichter nahm ihn nach mehreren Kopftreffern aus dem Kampf. Für die Abbruch-Niederlage kassierte der Herausforderer stolze 220 000 Mark.

Den Fight hatte sich Mildenberger mehr als verdient. Vor der Begegnung mit Ali kämpfte er sich bis auf Rang vier der Weltrangliste vor. Er bekam die Chance seines Lebens. "Muhammad Ali ist und bleibt der beste Boxer aller Zeiten. Ich bin glücklich, dass ich gegen ihn boxen konnte", sagte Mildenberger später.

Als 31-Jähriger beendete Mildenberger seine Karriere

"Es war mein schwerster Fight seit dem Titelgewinn gegen Sonny Liston", sagte dagegen Ali. Die Bewohner seiner Heimatstadt ehrten Mildenbergers Leistung am Tag nach dem Fight mit einer ganz besonderen Geste. 30 000 Pfälzer bejubelten "Milde", wie sie ihn nannten, als er in einem offenen Cabrio fünf Kilometer quer durch Kaiserslautern fuhr.

Zwei Jahre später beendete er als 31-Jähriger seine Karriere in jungen Jahren, aber ganz bewusst: "Zehn Jahre und nicht mehr, das war für mich von Beginn an klar. Ich habe immer an meine Gesundheit gedacht und wollte auch weiter normal sprechen können." Von 62 Profi-kämpfen gewann Mildenberger 53 (19 durch K.o.), drei endeten Unentschieden und sechs Mal verlor er.

Bis zu seiner Pensionierung 2002 arbeitete der 1,87 m große Mildenberger als Bademeister. Noch zu seinem 70. Geburtstag wurde groß gefeiert, danach zog sich der Boxer im Ruhestand mit seiner Ehefrau zurück. Selbst als Zuschauer zog es Mildenberger nicht mehr an den Boxring, seine Nachfolger gefielen ihm nicht: "Alles ist Spielerei, die boxen doch nicht mehr richtig. Das sind doch keine Kämpfe mehr", klagte der frühere Champion und dachte an glanzvollere Zeiten.

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