Süddeutsche Zeitung

Uli Hoeneß:"Wirtschaftlich völlig gaga"

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In einem Interview lobt Uli Hoeneß die Absage an Boateng, spricht über die Personalpläne von Trainer Thomas Tuchel - und nennt die USA-Reise des DFB teilweise "amateurhaft".

Den FC Bayern München plagen in dieser Saison immer wieder Personalsorgen in der Abwehr - dennoch darf Trainer Thomas Tuchel im Winter offenbar nicht auf viele Zugänge zur Besserung der Lage hoffen. Das zumindest deutete Ehrenpräsident und Aufsichtsratsmitglied Uli Hoeneß an. "Wir werden, wenn wir bis dahin das Gefühl haben, dass wir Ergänzungen brauchen, etwas tun. Aber die ganz große Transferoffensive wird es mit Sicherheit nicht geben", sagte Hoeneß am Donnerstag bei RTL/ntv.

Der 71-Jährige erklärte, die Bayern seien "ein Wirtschaftsunternehmen" und wollten "die nächsten zehn Jahre gesund sein" - von kostspieligen und kurzfristigen Zugängen hält er demnach nichts. Hoeneß sprach von "unklugen Äußerungen" unter anderem von Coach Tuchel, die in der Öffentlichkeit zu großen Erwartungen geführt hätten. Der Trainer hatte mehrmals Verstärkungen etwa im defensiven Mittelfeld gefordert. Dem entgegnete Hoeneß: "Wenn Sie jedes Wochenende sehen, was wir auf der Bank sitzen haben - nur Nationalspieler -, dann haben wir keinen dünnen Kader."

In Dayot Upamecano, Matthijs de Ligt und Min-jae Kim stehen allerdings nur drei Innenverteidiger von internationalem Spitzenformat im FCB-Kader; Upamecano erlitt zuletzt gegen den SC Freiburg eine Muskelverletzung und fällt Medienberichten zufolge mehrere Wochen aus. De Ligt stieg nach einer Knieblessur am Dienstag erst wieder ins Lauftraining ein.

Hoeneß lobt Nagelsmann, kritisiert aber die USA-Reise

Dass die Münchner trotz der Personalnot im Zentrum der Abwehrkette zuletzt von einer Verpflichtung von Ex-Weltmeister Jérôme Boateng absahen, begrüßte Hoeneß. In der Champions League hätte der langjährige Bayern-Profi ohnehin nicht spielen dürfen. Und wenn die Bayern in der Winterpause einen anderen Verteidiger holen, hieße das, "dass Jérôme praktisch nur für acht Bundesligaspiele verpflichtet würde", sagte Hoeneß, "und das ist wirtschaftlich völlig gaga". Die Absage an Boateng sei "eine vernünftige Entscheidung", ergänzte er.

Lob erhielt dagegen der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zur Verpflichtung von Bundestrainer Julian Nagelsmann. Der einstige Coach von Bayern München sei "jetzt für diese Situation genau der Richtige", sagte Hoeneß: "Er ist frisch, er ist jung. Er ist jetzt total erholt, hat nach dem Verlassen des FC Bayern ja viel Urlaub gemacht. Und er hat sehr viel Elan. Ich bin überzeugt, dass er viel Kraft getankt hat. Und jetzt braucht die Nationalmannschaft Optimismus. Sie braucht Aufbruchstimmung, und ich denke, dafür ist Julian genau der Richtige."

Von der derzeitigen Reise der Nationalmannschaft nach Nordamerika hält Hoeneß indes nichts - vor einem Heimturnier wie der EM 2024 hätte der DFB so viele Testspiele wie möglich im eigenen Land organisieren sollen, sagte Hoeneß. Dass die zweite Partie der USA-Reise am kommenden Mittwoch gegen Mexiko um zwei Uhr deutscher Zeit angepfiffen wird, kritisierte Hoeneß als "amateurhaft". So schaffe man es nicht, die deutschen Fans und Zuschauer hinter sich zu bringen, meinte er: "Da hätte man sagen müssen: ,Entweder wir schaffen das, dass wir das zu einer vernünftigen Zeit machen, oder wir fahren dann eben nicht nach Amerika.'"

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