Süddeutsche Zeitung

VfB Stuttgart:Ein Stratege war Hitzlsperger schon früher

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Die starke öffentliche Kritik wird ihm als Person nicht gerecht - dem Verfahren rund um die Präsidenten-Wahl schon. Dennoch könnte Thomas Hitzlsperger als Sieger aus dem Machtkampf beim VfB hervorgehen.

Kommentar von Claudio Catuogno

Wer sich noch an den Fußballer Thomas Hitzlsperger erinnert, der immer in erster Linie ein Teamspieler war und nur hin und wieder eines jener Geschosse abfeuerte, die ihm den Ehrentitel "The Hammer" eintrugen - dem ist im Machtkampf beim VfB Stuttgart eines immer seltsam vorgekommen: dass dieser Hitzlsperger plötzlich nach der "Allmacht" streben könnte, wie ihm das Beobachter unterstellten. Allmacht? Passt das zu diesem bedächtigen Mann, der später auch als TV-Kommentator gern den Wert des Kollektivs hervorhob, und dessen Blick als öffentliche Person sowieso immer weiter ging als bis zu den Grenzen des eigenen Horizonts?

Nein, passt es nicht. Weshalb es auch von Anfang an keinen Sinn ergab, dass Hitzlsperger sich neben den Vollzeit-Jobs als Sportvorstand und Vorstandsvorsitzender noch ein drittes Amt ans Bein binden wollte: das als ehrenamtlicher Präsident. Nach dem Spiel der Profis noch schnell zum Grußwort bei der Faustball-Abteilung? Um diese Art Allmacht ging es nie. Und die Rolle als Aufsichtsratschef, die bisher dem Präsidenten zusteht, hat er nie angestrebt: Er hätte sich dann selbst kontrolliert - was gar nicht zulässig wäre.

Worum ging es dann? Darum, unbelästigt vom derzeitigen Präsidenten Claus Vogt seine Hauptjobs machen zu können. Wie berechtigt diese Erwartung ist, wie notwendig vielleicht - das ist nie ganz klar geworden. Nach einem Ehrenamt zu greifen, in dem mehr gefordert ist als nicht zu stören, war jedenfalls nie der angemessene Weg. Eine wichtige Frage ist deshalb auch, wer Hitzlsperger dazu geraten hat.

Er ist es nun, dessen Konterfei überall in Stuttgart auf "Spalter"-Aufklebern prangt. Der unzählige Fanklubs gegen sich aufgebracht hat. Ihm als Person wird das nicht gerecht - dem Verfahren durchaus. Allerdings ist eines jetzt auch offenbart: Wie tief der Riss zwischen Amtsinhaber Vogt und der restlichen VfB-Führung ist. Wenn der Kitt nun darin bestehen sollte, nach Hitzlspergers Rückzug von der Kandidatur auch Vogt nicht zur Wahl zuzulassen, wird "The Hammer" all die Schmähungen gerne ertragen. Eins war er auf dem Platz früher auch: ein Stratege.

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