Süddeutsche Zeitung

Golfprofi Bernhard Langer:Das Ü50-Phänomen

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Wie selbstverständlich gewinnt Golfprofi Bernhard Langer ein Turnier nach dem anderen auf der Senioren-Tour. Die Idee, den bald 57-Jährigen ins europäische Ryder-Cup-Team zu berufen, birgt viel Charme. Die Tour d'Honneur für Ex-Helden wird aufgewertet. Finanziell ist sie es längst.

Kommentar von Gerald Kleffmann

Saisonsieg fünf also, Bernhard Langer hat erneut seine Klasse bewiesen auf der Champions Tour, aber seine Tochter muss doch tatsächlich noch lernen, was zu beachten ist, wenn Papa siegt. Christina bot die Schmonzette des Sonntags, als die Taschenträgerin die Fahne vom Stock an Loch 18 einpackte. Dies ist Sitte im Erfolgsfall, aber nur erlaubt, wenn keine Spieler folgen.

Der erfahrene Vater hatte natürlich den Fauxpas lächelnd bemerkt, ein Rat, die Fahne war zurück - ein Moment mit Symbolcharakter. Offenbar patzen stets die anderen, nur er nicht, dieser erstaunliche Herr L., Jahrgang 1957. Als er 1979 erstmals die deutsche Golflehrermeisterschaft gewann, war wirklich nicht abzusehen, dass da einer für die Geschichtsbücher heranreift. Aber so kam es ja.

Das Verblüffendste am jetzigen Triumph ist nur, dass er wie selbstverständlich im Kleingedruckten der Nachrichten steht. Beckenbauer redet, ManU verbrennt Geld, Langer siegt, ein normaler Tag. Dabei ist Langer jedes Mal mehr als Phänomen zu bewundern, die deutsche Suche nach seinem Nachfolger war stets so aussichtsreich wie das Unterfangen der Münchner Löwen, seriös zu werden. Langers Können, Fitness und Wille sind feinster Güte und nicht zu klonen, weshalb jüngst auch diese spannende Debatte entstand. Kann, soll, muss Langer für Europa im Ryder Cup Ende September auflaufen? Er selbst befand doch, er könne mit den Besten mithalten, was er beim Masters im April als Achter bewies.

Die Idee mit Langer und Gleneagles beinhaltet viel Charme. Wo im Profisport können sich quasi Großvater und Sohn messen? Paul McGinley, Europas Kapitän, hat diesen Gedanken freilich empfindlich relativiert, als er sagte, er tue sich schwer, die Ü50-Leistungen einzuordnen, was nichts am Respekt ändere.

Das fängt eben damit an, dass bei den Senioren meist nur über drei Runden gespielt wird, auf kürzeren Kursen, auch fehlt die junge Konkurrenz. Der Weltranglisten-Erste Rory McIlroy sah es ähnlich, Langer gehöre zu einer anderen Generation - was dieser kaum dementieren kann. Er war 2008 ja aus freien Stücken auf Distanz gegangen und zu den Senioren gewechselt, weil er noch um Siege kämpfen wollte.

Dass die Forderung, Langer zu nominieren, von dessen Alterskollegen ausging, zeigt die Unwucht der Debatte, die immerhin für einen vielleicht gewollten PR-Effekt sorgt: Die Champions Tour, eine Tour d'Honneur für Ex-Helden, erscheint aufgewertet. Finanziell ist sie es längst. Langer hat dort mit bald 16 Millionen Dollar rund fünf Millionen Dollar mehr erspielt als in 30 Jahren auf regulären Profitouren.

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Quelle:
SZ vom 19.08.2014
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