Süddeutsche Zeitung

Gladbach in der Champions League:"Gegen die können wir eigentlich nur gewinnen"

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In angeknacksten Zustand trifft Gladbach im Achtelfinale auf das derzeit bestlaufende Ensemble des Planeten: Manchester City. Auch die kommenden Aufgaben bergen Risiken für die Stimmung im Fanlager.

Von Ulrich Hartman, Budapest/München

Gladbachs Tor-Jingle ist die 1200 Kilometer mitgereist. Oder besser gesagt, mitgehüpft. Er geht nämlich so: "Döp-döp-döp dödö döp-döp-döp, dö döp-döp-döp dödö döp-döp-döp." Dieses Stakkato würde an diesem Mittwoch im Puskas-Stadion zu Budapest erklingen, sollte Borussia Mönchengladbach im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League ein Tor schießen. Ein bisschen Heimat-Akustik soll Gladbachs Fußballern das coronabedingte Ausweichmanöver erleichtern. Das Problem ist nur, dass der fröhliche Jingle überhaupt erst dann erklänge, wenn die Abwehr und der Torwart von Manchester City bereits überwunden wären - und genau das ist ja der Knackpunkt.

Die Mannschaft von Trainer Pep Guardiola hat die jüngsten 18 Pflichtspiele alle gewonnen. Sie ist seit 25 Pflichtspielen ungeschlagen. In diesen 25 Spielen hat sie seit Ende November bloß sieben Gegentore zugelassen. Im Schnitt also nur ein Gegentor alle 5:21 Stunden. Rein rechnerisch sind die Chancen damit ziemlich überschaubar, dass im Puskas-Stadion das Döp-döp-döp ertönt.

Zum dritten Mal binnen sechs Jahren spielen die Gladbacher in der Champions League mit. Zum dritten Mal wurden ihnen die Citizens zugelost. Die ersten beiden Male in der Gruppe, jetzt im Achtelfinale. 1:2, 2:4, 0:4 und 1:1 gingen die Duelle aus. Und jetzt ist Manchester in Bestform, Gladbach hat vier Bundesligaspiele in Serie nicht gewonnen - und über all diesen Statistiken steht bei der Borussia zudem der angekündigte Abgang des Trainers Marco Rose im Sommer. Bei der jüngsten 1:2-Heimniederlage in der Bundesliga gegen den Abstiegskandidaten Mainz konnten die Gladbacher ihren aufgewühlten Seelenzustand nicht kaschieren.

Rose hat nun seinen Profis am Dienstagabend im Hotel in Budapest als Gute-Nacht-Wunsch mitgegeben, beim Einschlafen noch einmal an jene schönen Momente zu denken, als man in der Gruppenphase Real Madrid und Inter Mailand ein Remis abtrotzte und gegen Schachtjor Donezk mit 6:0 und 4:0 gewann. Mit schönen Grüßen vom Sandmann also will man sich gegen Manchester achtbar aus der Affäre ziehen. "Das ist vielleicht die beste Mannschaft der Welt im Moment", sagt der Abwehrspieler Oscar Wendt. "Gegen die können wir eigentlich nur gewinnen", ergänzt Rose.

Dass Gladbachs bedeutsamstes Europapokalspiel seit Langem im fernen Budapest ausgetragen werden muss, weil die Engländer nicht nach Deutschland einreisen dürfen, ist für die Borussen-Seele einerseits schwer erträglich, andererseits steht es um den Hausfrieden kurz nach Roses angekündigtem Wechsel zu Borussia Dortmund ohnehin nicht zum Besten. Viele Fans sind sauer, dass Rose bis zum Saisonende weitermachen dürfen soll. Vor diesem Hintergrund sind die Spiele gegen Manchester sowie am Samstag in Leipzig und ganz besonders am kommenden Dienstag im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Borussia Dortmund sensible Momente für den Gladbacher Seismographen.

Wie stark ein Beben am Niederrhein ausfiele, sollte man gegen Roses künftigen Klub im Pokal ausscheiden und zusätzlich im Bundesliga-Infight um einen Champions-League-Platz weiter an Boden verlieren, das lässt sich nur erahnen. "Jedes Gegentor wird jetzt besonders gewertet", sagt Rose. Und Mittelfeldspieler Florian Neuhaus ergänzt: "Bei Niederlagen wird das Thema immer wieder aufkommen."

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