Süddeutsche Zeitung

Bundesliga:Die Borussen zerrupfen den Rasen

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In einem kunterbunten Spiel gewinnt Gladbach 4:2 gegen Dortmund. Der eingewechselte Marcus Thuram darf sich nach seiner Sperre über ein Kopfballtor freuen - auch Breel Embolo trifft fast.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Zum Anpfiff mussten Breel Embolo und Marcus Thuram auf die Bank. Das war ein pädagogisches Signal vom Trainer. Marco Rose wollte es ihnen nicht zu leicht machen. Die Sünder sollten sich ruhig brav hinten anstellen. Embolo und Thuram waren zuletzt die bösen Buben bei Borussia Mönchengladbach. Thuram hatte einen Gegenspieler angespuckt und wurde für fünf Spiele gesperrt. Embolo hatte eine filmreife Flucht übers Dach nach einer illegalen Party hingelegt und wurde für ein Spiel aus dem Kader gestrichen. Nun war man gespannt auf ihr Comeback beim Rückrundenauftakt gegen Borussia Dortmund. Aber erst mal mussten die Bad Guys auf die Bad Bank.

Moment mal: War das offizielle Eröffnungsspiel der zweiten Saisonhälfte etwa nur eine verkappte Therapiesitzung vor Millionen von ZDF-Zuschauern? Natürlich nicht! Es wurde sogar ein Spektakel, das nur solchen Beobachtern Kopfzerbrechen bereitete, die Tore für eine Folge unverzeihlicher Fehler halten. Es gab viele Tore - und viele Fehler. Nach 32 Minuten stand es schon 2:2. Beide Teams gelten als launisch, zuletzt besonders die Dortmunder, weshalb ausgerechnet Gladbachs Trainer Marco Rose in den BVB-Fokus gerückt ist. Mit dem umjubelten Gladbacher 4:2 (2:2)-Sieg hat er sich nun eigentlich sogar zusätzlich beim Konkurrenten Dortmund empfohlen. Ein kontraproduktiver Triumph? Vorerst nicht: Gladbach hat Dortmund in der Tabelle nämlich überholt.

"Es sind halt immer die gleichen Fehler, die wir machen. Dann ist es schwierig, ein Spiel zu gewinnen. Das stinkt gewaltig", sagte Dortmunds Marco Reus im ZDF. Mats Hummels befand bei DAZN: "Es ist heute auf keinen Fall alles schlecht, aber am Ende geht es um die Tore, da haben wir zwei geschossen und vier kassiert und daher verdient verloren."

Dieses Borussenduell, es war ein kunterbunter Krisengipfel. Das erste Gladbacher Tor durch Florian Neuhaus nach 44 Sekunden musste Schiedsrichter Manuel Gräfe wieder zurücknehmen, weil ihm ein Foul entgangen war. Die nächsten vier Treffer hingegen behielten Gültigkeit. Zwei für die Gastgeber durch den Innenverteidiger Nico Elvedi zum 1:0 (11.) und zum 2:2 (32.). Auch diese Treffer könnten für Gladbach noch zum Problem werden, denn: der Vertrag des Schweizer Nationalspielers gilt nur noch bis 2022. Für den Sommer befürchtet man Angebote. Die beiden Dortmunder Tore erzielte Erling Haaland. 3:28 Stunden hatte er nicht mehr getroffen, doch dann gelang ihm das gleich zwei Mal binnen sechs Minuten: zum 1:1 (22.) und zum 2:1 (28.). Es war phasenweise ein wildes Gebolze, zur Pause frisierte ein Dutzend Greenkeeper liebevoll den zerrupften Rasen.

Vor den Augen des Bundestrainers Joachim Löw, der erstmals seit dem DFB-Pokalfinale im Juli wieder in einem Stadion war, ging das Spektakel nahtlos weiter. Vielleicht ja auch deshalb! Obwohl Rami Bensebaini als Algerier eigentlich nichts davon hat, dass der deutsche Nationaltrainer beobachtete, wie er in der 49. Minute Julian Brandt austanzte und zum 3:2 einschlenzte.

Als Dortmund zum Zwecke der Egalisierung wieder das Kommando übernahm, wurde Thuram nach einer Stunde für jenen Jonas Hofmann eingewechselt, der sich bei Löw eigentlich länger hätte beliebt machen wollen. Kurz später durfte auch Embolo wieder aufs Feld. Manche schwimmen mit Delphinen, Fußballprofis können sich den Frust von der Seele schießen. Oder sie machen es mit Köpfchen. So wie Thuram. In der 78. Minute drückte er den Ball mit der Stirn zum 4:2-Siegtreffer ein. Embolo hätte um ein Haar sogar noch das fünfte Tor gemacht. Aber er scheiterte am Dortmunder Torwart Roman Bürki.

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