Süddeutsche Zeitung

Matthias Ginter:Der Söldnerei unverdächtig

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Innenverteidiger Matthias Ginter steht vor einem Wechsel zu jenem Verein, bei dem er vor zehn Jahren bekannt wurde: dem SC Freiburg. In Gladbach beginnen damit die Umbauten am Kader.

Von Ulrich Hartmann, Mönchengladbach

Matthias Ginter ist am Montagabend geschont worden. Vielleicht, weil ihn der Knöchel zwickte. Vielleicht aber auch, weil er womöglich einen Medizincheck bei einem anderen Verein vor sich hatte. Der Abwehrspieler saß während der Partie gegen RB Leipzig (3:1) in einem der bequemen Ledersitze am Feldrand und hatte Zeit zum Lesen. Im Fan-Block von Borussia Mönchengladbach hatten die Ultras ein Spruchband an den Zaun gehängt, auf dem stand: "Hoffentlich werden wir die Söldner unter euch bald los."

In Mönchengladbach herrscht Aufbruchstimmung. Der Kader wird sich nach einer enttäuschenden Saison verändern. Das Banner der Ultras war clever beschriftet, denn es adressierte in seiner offenen Formulierung bloß jene, die sich davon angesprochen fühlen. Ginter gehörte eher nicht dazu. Er hat sich in fünf Jahren Gladbach nichts zuschulden kommen lassen. Er ist mit der Achterbahn einmal hinaufgefahren und einmal wieder hinunter. Nun, heißt es, wechselt er zurück zum SC Freiburg, zu jenem Klub, bei dem seine Karriere einst begonnen hat. Wer mit gerade mal 28 Jahren in die Heimat zurückkehrt, kann doch kein Söldner sein.

Dem spielerischen Einbruch bei der Borussia, seit erst der Trainer Marco Rose und dann der Sportdirektor Max Eberl verschwunden ist, konnte sich Ginter nicht entziehen. Er hat seine schwächste von fünf Spielzeiten in Gladbach absolviert. Dass er am Montag nicht mitspielen konnte, schadete seiner Mannschaft nicht. Gegen das Bundesligateam mit den viertmeisten Treffern gewannen die Gladbacher als das Team mit den drittmeisten Gegentreffern etwas überraschend - ohne Ginter und obwohl der Abwehrchef Nico Elvedi eine halbe Stunde vor Schluss wegen einer Notbremse des Feldes verwiesen wurde.

Die vielgescholtene Abwehr arbeitete diesmal tadellos.

Die selbst ohne solche Einflüsse im Laufe der Saison bisweilen chaotisch auftretende Abwehr machte ihren Job ausnahmsweise mal ordentlich. Nach seinem Platzverweis wurde Elvedi durch Marvin Friedrich ersetzt. "Die Kette", sagte der Trainer Adi Hütter, "hat heute richtig gut funktioniert." Die Saison musste alt werden, ehe man aus Gladbach mal einen solchen Satz vernehmen konnte.

Während manche am Niederrhein den Abschied abtrünniger Spieler gar nicht abwarten können, sehnen sie im Breisgau die Heimkehr von Ginter gewiss herbei. Von Freiburg aus ist es nur ein Katzensprung ins Örtchen March, in dessen Sport-Club Ginter seine Kinderzeit verbracht hat. Ihm zu Ehren haben sie ihre Sportanlage in Matthias-Ginter-Sportpark umbenannt.

In Mönchengladbach blicken sie derweil in die Zukunft. Der Trainer hat im Spiel gegen Leipzig gesehen, dass es auch ohne Ginter geht. In "Marvin Friedrich, Nico Elvedi, Jordan Beyer, Tony Jantschke und Ramy Bensebaini haben wir immer noch viel Personal für die nächste Saison", sagt Hütter über seine Abwehr. Die Liste aber ist noch provisorisch. Am algerischen Linksverteidiger Bensebaini soll Borussia Dortmund baggern.

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