Süddeutsche Zeitung

Fußball-WM:Unter Brüdern

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Diego Maradona, Mark van Bommel oder Bob Bradley: Bei der WM gibt es viele skurrile Verwandtschafts-Verhältnisse. Wenn der Vater der Trainer des Sohnes ist, ist der Vorwurf der Vetternwirtschaft programmiert.

Zweimal Vater und Filius, drei Brüderpaare und einmal Halbbrüder: Die Familienbande fallen auf bei der Fußball-WM in Südafrika. Gleich bei zwei Nationen treten Vater und Sohn in Erscheinung: Bei WM-Debütant Slowakei Vladimir Weiss und Vladimir Weiss Junior, bei den USA Bob Bradley und Bundesliga-Legionär Michael Bradley (Borussia Mönchengladbach). Aber mit dem Thema Verwandtschaft beschäftigen sich die Beteiligten nicht, "darüber denke ich nicht viel nach", sagt der Jüngere der Bradleys. "Michael ist ein professioneller Fußballer, und er weiß wie jeder andere, wie man sich in einer Mannschaft Respekt verschafft", sagt der Vater und Trainer des US-Teams über seinen Sohn.

Auf der Trainerbank der Slowaken sitzt Vladimir Weiss, sein Vater und er selbst spielten einst für die Tschechoslowakei. In der dritten Generation legt sich nun Weiss Junior beim slowakischen WM-Debüt ins Zeug. Den Kritikern hielt der Papa schon vorzeitig entgegen: "Ich bin gewarnt worden, dass berichtet wird, ich würde ihm einen Gefallen tun. Aber jeder hat gesehen, dass er seine Nominierung verdient." Großvater, Vater und Sohn haben übrigens alle den Vornamen Vladimir.

Jerome und Kevin-Prince heißen indes die Halbbrüder Boateng, um die es in Deutschland viele Schlagzeilen gibt. Jerome aus dem DFB-Kader gegen Kevin-Prince, den vermeintlichen Rüpel in Ghanas Team. Schon vor seinem Foul, das Kapitän Michael Ballack die WM-Teilnahme kostete, haftete dem in Berlin aufgewachsenen Kevin-Prince das Image des bösen Buben an. Sticheleien von ihm muss Jerome immer wieder über sich ergehen lassen. "Es ist nicht leicht für ihn, wenn er auf den anderen reagieren muss", weiß Oliver Bierhoff, der Teammanager der Deutschen.

Da geht es bei anderen familiärer zu. Gleich drei Brüder hat Honduras im Kader: Jerry, Wilson und Johnny Palacios. Bei der Elfenbeinküste schafften es wie schon 2006 wieder Kolo und Yaya Touré in das Aufgebot. Und Paraguay schickt Edgar und Diego Barreto aufs Feld. Rund 50Brüderpaare wurden in der WM-Geschichte registriert.

Doch die Bande reicht manchmal auch noch weiter. Im Team Kameruns ist der frühere Bundesliga-Profi Rigobert Song der Onkel von Mittelfeld-Youngster Alexandre Song. Hollands Mark van Bommel ist verheiratet mit der Tochter von Nationaltrainer Bert van Marwijk und hat eine Tochter mit ihr. Ein Enkelchen hat auch Argentiniens Coach Diego Maradona von einem seiner Auswahlspieler: Sergio Agüero ist mit Maradonas Tochter verheiratet. Das Foto trägt Maradona in Südafrika immer bei sich.

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Quelle:
SZ vom 19.06.2010
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