Süddeutsche Zeitung

Nach Kritik bei Real Madrid:Gareth Bale schlägt zurück

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Nach verunglimpfender Kritik in der spanischen Presse schießt Gareth Bale die Waliser mit zwei Toren in Richtung WM - und sendet eine Botschaft an seine Kritiker, noch während des Spiels.

Von Javier Cáceres, Porto

Wer etwas über den Motivationsgrad des 100-Millionen-Euro-Stürmers Gareth Bale im WM-Playoff-Spiel seiner Waliser gegen Österreich erfahren wollte, der musste sich nur die Madrider Zeitung Marca vom Spieltag vor Augen führen. Weil: Sie las sich wie ein Auszug aus "Brehms Tierleben". Wohlwollend betrachtet - es war ja immerhin ein Mensch, der da beschrieben wurde.

"Das Parasitum Bale ist aus der britischen Kälte und dem Regen gekommen", hieß es also in Marca aus der Feder eines Kolumnisten, und dann legte er los. "Zu Beginn" habe sich Bale, offenkundig "getarnt", sowohl "Fleiß wie auch Liebe für den Wirt" gezeigt. "Sofort danach trieb ihn seine Natur dazu, Blut zu saugen, ohne etwas im Austausch zu liefern." Wobei: "Mehr als Blut saugte er - und saugt er immer noch - die Euros des Klubs", womit Real Madrid gemeint war, der Verein, dem Bale seit 2013 angehört.

"Im Gegensatz zu anderen seiner Art, wie etwa der Floh, die Laus oder die Wanze, verursacht das Parasitum Bale seinem Wirt kein Jucken oder Krankheiten." Es verhalte sich vielmehr so, dass den Waliser vielmehr "Gelächter und Hohn" sowie "eine drollige Verachtung für jenen" befalle, "von dem er lebt".

"Ekelhaft. Sie sollten sich was schämen", sagt Bale in Richtung seiner Kritiker

Wozu man wissen muss, dass Bale sich noch am Sonntag verletzungsbedingt für den Clásico abgemeldet hatte, den Real Madrid 0:4 gegen den FC Barcelona verlor. Zum Glück hätten "alle Unglücke ein Verfallsdatum", schrieb Marca - eine Anspielung darauf, dass Bales mit mehr als 20 Millionen Euro netto dotierter Vertrag bei Real im Sommer ausläuft.

Der Groll hielt auch am Freitag an, nach dem 2:1-Sieg der Waliser gegen Österreich mit zwei Bale-Toren. Die Zeitung As warf Bale vor, dem Clásico auf "widerwärtige Weise" ferngeblieben zu sein, und wortspielte: "Ya te bale", auf Deutsch: "Langsam reicht's". Marca ließ Bewunderung anklingen, vor allem für den ersten Bale-Treffer, ein Freistoß in den Winkel (25.). Nach dem zweiten Treffer (51.) suchte Bale eine Kamera, küsste das Wappen und rief etwas, das man wohl besser als "Nehmt dies!" übersetzt, auch wenn es im Englischen viel schöner klingt. "Suck that!"

"Ekelhaft. Sie sollten sich was schämen", sagte Bale in Richtung seiner Kritiker nach dem Sieg, der die Waliser der ersten WM-Teilnahme seit 1958 näherbringt; der Gegner im Playoff-Finale wird allerdings erst im Juni im Duell zwischen der Ukraine und Schottland ermittelt. Aber eine Botschaft an die spanische Presse sei das "Suck that!" freilich nicht gewesen. Bestimmt nicht.

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