Süddeutsche Zeitung

U21-EM:Starthilfe vom untypischen Nationalspieler

Lesezeit: 2 min

Von Sebastian Fischer, Udine

Bei seinem ersten Treffer jubelte er noch etwas zurückhaltender, vielleicht weil es sein erstes für die deutsche U 21-Nationalmannschaft war. Nach seinem zweiten Tor am Montagabend, zum 2:0 gegen Dänemark, rutschte Marco Richter, der Angreifer vom FC Augsburg, auf den Knien über den Rasen in Udine. Er ahnte wahrscheinlich, dass es das Tor zum Sieg sein würde. 3:1 (1:0) gewann Deutschland am Ende. Und Richters Anteil war ein großer.

Es ging bereits im ersten Spiel um viel für die DFB-Elf, die beim Turnier in Italien und San Marino als Titelverteidiger gilt, weil die Vorgängergeneration vor zwei Jahren in Polen den Titel gewann. Nur der Gruppenerste und der beste von drei Gruppenzweiten erreichen das Halbfinale. Im anderen Spiel der Gruppe am früheren Abend schlug Österreich Serbien überraschend mit 2:0.

Trainer Stefan Kuntz hatte sich schon am Wochenende auf einen Innenverteidiger festgelegt, auf Kapitän Jonathan Tah von Bayer Leverkusen. Der Trainer hatte auch eine Nummer eins für das Turnier bestimmt, Alexander Nübel von Schalke 04. Doch darüber hinaus war seine Startelf zumindest auf ein paar Positionen noch offen. In der Viererkette entschied er sich für Timo Baumgartl neben Tah, obwohl dem Stuttgarter in der Bundesliga zuletzt Spielpraxis fehlte. Auch Arne Maier fehlte bei Hertha BSC weite Teile der Rückrunde wegen einer Innenbandverletzung, aber spielte auf der Sechserposition.

DFB-Elf braucht 20 Minuten, um sich besser zu organisieren

Richter, 21, ist noch gar nicht so lange Nationalspieler, das Spiel gegen Dänemark war erst sein sechstes überhaupt für den DFB, sein fünftes für die U21. "Ich bin nicht so der typische Nationalspieler, ich war nicht in allen Jahrgängen dabei", sagte er im Traingslager in Südtirol. Man durfte es also durchaus eine Überraschung nennen, dass Kuntz ihn von Beginn an als Linksaußen aufbot.

Die deutsche Mannschaft begann etwas fahrig, Baumgartl spielte einen Fehlpass im Aufbau, Maier sogar zwei. Tah spielte den Ball einmal so ungenau zu Torhüter Nübel zurück, dass er sich selbst in Bedrängnis brachte, als er den Ball zurückbekam - es gab dann Eckball. Doch die Dänen wurden nicht richtig gefährlich.

Es dauerte rund 20 Minuten, bis die deutsche Elf ihr Spiel besser organisierte und dem Tor gefährlich nahe kam. Dann ging es aber auch relativ schnell, bis sie erfolgreich war: Richter spielte nach 28 Minuten Maximilian Eggestein im Strafraum an, der legte ihm den Ball zurück. Leicht abgefälscht flog Richters Schuss ins Netz.

Deutschland spielte nun sicherer, die Dänen machten nach 52 Minuten den nächsten Fehler, Mads Pedersen verlor den Ball, Richter lief allein aufs Tor zu, schlug noch einen Haken im Strafraumund traf. In der 65. Minute schloss Luca Waldschmidt einen Konter zum 3:0 ab, den Ball in den Lauf gespielt hatte ihm: Marco Richter. Als Dänemark per Handelfmeter auf 1:3 verkürzte, da saß Richter auf der Bank, Kuntz hatte ihn ausgewechselt. Und jeder Auswechselspieler hatte ihm gratuliert.

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Quelle:
SZ vom 18.06.2019
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