Süddeutsche Zeitung

Formel 1 in China:Sechs Rennen, sechs Siege - Rosberg hat einen Lauf

Lesezeit: 3 min

Der Mercedes-Pilot baut in China seine beeindruckende Serie aus. Der Zweitplatzierte Vettel kollidiert mit seinem Ferrari-Teamkollegen - und gibt einem anderen Fahrer dafür die Schuld.

Von René Hofmann

Drittes Formel-1-Rennen 2016, dritter Sieg: Ganz klar, Nico Rosberg hat einen Lauf. Der 30 Jahre alte Mercedes-Fahrer hat nach dem Großen Preis von Australien und dem Großen Preis von Bahrain auch den Großen Preis von China in souveräner Manier gewonnen. Zweiter wurde Sebastian Vettel im Ferrari. Ein deutscher Doppel-Erfolg also.

"Das war spektakulär", freute sich Rosberg, der seinen Blick schon kurz hinter der Ziellinie wieder nüchtern auf die Technik richtete: "So gut ausbalanciert habe ich das Auto nie erlebt", gratulierte er den Ingenieuren per Funk. Saisonübergreifend war es Rosbergs sechster Triumph in Serie. Sein Vorsprung in der WM-Wertung beträgt nun schon komfortable 36 Punkte auf seinen Teamkollegen Lewis Hamilton - das ist mehr, als ein Sieg bringt; der ist 25 Zähler wert. Der Brite wurde in China nur Siebter.

Dass es für den Titelverteidiger kein schöner Sonntag werden würde, hatte sich bereits am Samstag angedeutet - da hatte Hamilton wegen eines Problems am Energierückgewinnungssystem nicht an der Qualifikation teilnehmen können. Wegen eines vorgezogenen Getriebewechsels musste er zudem noch eine Strafversetzung um fünf Startplätze hinnehmen. Damit ging er nun wirklich als Allerallerletzter ins Rennen.

Kuddelmuddel in der ersten Kurve

Hamilton entschied sich gegen einen Start aus der Boxengasse - ein Fehler. Als die Startampel erlosch, wurde er eines der Opfer des großen Kuddelmuddels in der ersten Kurve. Daniel Ricciardo im Red Bull schob sich sauber an Pole-Setter Nico Rosberg vorbei. Ricciardos Teamkollege Daniel Kwiat aber drängte auf der Innenspur derart vehement in die Rechtsbiege am Ende der Start- und Zielgeraden, dass es zu einer verhängnisvollen Kettenreaktion kam.

Sebastian Vettel touchierte seinen Ferrari-Kollegen Kimi Räikkönen. Ganz hinten verlor Hamilton im dichten Verkehr, der an die Zustände in der Rushhour von Shanghai erinnerte, einen Flügel und musste früh zum ersten Mal an die Box. Es sollte der erste von insgesamt fünf Ausflügen zu den Helfern werden. Mit seinem beschädigten Gefährt war er letztlich chancenlos.

Wie ein "Verrückter" sei Kwiat in die erste Kurve gestürmt, zürnte Vettel am Funk. Die öffentliche Anklage blieb allerdings folgenlos. Die Rennkommissare ließen Kwiat ziehen, was dessen Fahrt aufs Podium ermöglichte: Der 21-Jährige wurde Dritter. Auch sein Red-Bull-Kollege Daniel Ricciardo sorgte für Furore: In der zweiten Runde musste er seinen Spitzenplatz zwar schon wieder an Rosberg abgeben und in der dritten folgte der nächste Tiefschlag - Ricciardos linker Hinterreifen platzte, was ihn zurückwarf. Am Ende wurde er aber trotzdem noch Vierter vor Kimi Räikkönen im Ferrari.

Rosberg und Mercedes eindeutig in Front: Das war die klare Botschaft, die auch von diesem Grand Prix ausging. Dahinter aber entwickelte sich ein abwechslungsreiches Rennen. Eine Safety-Car-Phase, während der die Trümmer des Startunfalls von der Strecke geklaubt wurden, stauchte das Feld zusammen. Unterschiedliche Reifenstrategien wirbelten dieses danach immer wieder durcheinander.

Auf den langen Geraden des Shanghai International Circuit boten sich zudem viele Möglichkeiten für Überholmanöver, die eifrig genutzt wurden. Ein ganz besonderes Überholmanöver zeigte Sebastian Vettel: Auf dem Weg zum Reifenwechsel schob er sich auf der Einfahrt zur Boxengasse gleich an zwei Rivalen vorbei.

Mercedes ist eindeutig überlegen

Wie groß der Vorwärtsdrang des viermaligen Weltmeisters war, war klar zu erkennen. Allein: Rosberg konnte er zu keiner Zeit ernsthaft unter Druck setzen. "Nach so einem Rennen musst du doch kaum schlafen können - so ausgeruht, wie du bist", stichelte Vettel gegen Rosberg, bevor die beiden zur Siegerehrung gebeten wurden.

Wenn der Mercedes läuft, ist er eindeutig überlegen. Wie sehr - das legt der Zwischenstand in der Konstrukteurswertung offen. Mit 114 Punkten hat Mercedes Ferrari dort bereits deutlich distanziert: Die Scuderia kommt lediglich auf 61 Zähler. Nach den starken Wintertestfahrten, bei denen das Auto so gut wie nie liegenblieb, und den ersten zwei Rennen, bei denen beide Wagen problemlos das Ziel erreichten, sandten Hamiltons Probleme an diesem Wochenende aber auch die Warnung: Wirklich unzerstörbar ist die Mercedes-Technik nicht. Der nächste Test dafür steht am 1. Mai an. Dann wird - um 14 Uhr deutscher Zeit - in Sotschi der Große Preis von Russland gestartet.

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