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Formel 1:Frau am Steuer

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Die Stoppuhr kennt keine Quote, sie ist unbestechlich. Umso interessanter ist es daher, wie sich Frauen im Motorsport schlagen. Mit der Niederländerin Beitske Visser ist die erste Frau in das Formel-1-Nachwuchsprogramm von Red Bull berufen worden. Ein wichtiger Schritt - nicht nur für sie.

Ein Kommentar von René Hofmann

Helmut Marko hätte besser geschwiegen. Wobei: Dann wäre die Geschichte jetzt nicht so gut. Im Februar, als die Amerikanerin Danica Patrick in der Nascar-Serie mit einer Pole Position für Aufsehen sorgte, meinte der Österreicher: Die 31-Jährige habe noch nicht genug gezeigt, um für ihn interessant zu sein.

Marko wettete öffentlich, dass Patrick im Rennen durchgereicht werde und erklärte programmatisch: "Wir suchen unsere Fahrer nach Leistung aus und nicht nach Quote." Marko, 69, leitet das Nachwuchsprogramm von Red Bull. Dieses Nachwuchsprogramm hat unter anderem Sebastian Vettel hervorgebracht, den dreimaligen Formel-1-Weltmeister. Kürzlich wurde verkündet, wer neu in den Kader darf. Unter den Eleven ist erstmals eine Frau: Marko bekommt es künftig auch mit der 18 Jahre alten Niederländerin Beitske Visser zu tun.

Ihre Berufung liegt im Trend. Lange galten die Rennstrecken als Männerdomänen. Das aber ändert sich zusehends. Im vergangenen Jahr stieg die österreichische Juristin Monisha Kaltenborn, 41, bei Sauber zur ersten Formel-1-Teamchefin auf. Inzwischen gibt es noch eine Chefin: Seit einigen Wochen steht Claire Williams, 36, mit an der Spitze des Williams-Teams. Und sie steht dort, obwohl ihr Vater die Firma gründete, nicht weil er sie aufgebaut hat. Frank Williams wollte seine Kinder nie in der Firma haben. Aber die Tochter überzeugte auch den größten Skeptiker.

Der Motorsport ist ein besonderer Sport. Wie gut einer ist, steht auf der Stoppuhr. Die ist unbestechlich. Auf Dauer hält sich niemand, der nicht konkurrenzfähig ist. Deshalb ist das Betätigungsfeld besonders spannend, wenn es darum geht, welche neuen Rollen sich Frauen erobern können. Und die Formel 1 ist eine Bastion mit einer ganz besonderen Symbolkraft: Kann es in der Königsklasse auch eine Königin geben?

2012 verunglückte die Spanierin María de Villota bei Geradeaus-Testfahrten schwer. Das war ein Rückschlag. Mittlerweile aber gibt es die nächste Kandidatin: Susie Wolff, 30, wurde bei Williams zur Testfahrerin berufen. Im Sommer will die Schottin den Formel-1-Führerschein erwerben. Mit ihm könnte sie jederzeit als Ersatz einspringen. Das wäre ein nächster, wichtiger Schritt. Nicht nur für sie.

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Quelle:
SZ vom 09.04.2013
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