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Football:Hymnenstreit: Trump lädt Super-Bowl-Sieger Philadelphia Eagles aus

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US-Präsident Donald Trump hat ein komplettes Football-Team von einer Veranstaltung ausgeladen - wegen der Kniefälle der Sportler beim Abspielen der amerikanischen Nationalhymne. Am Montag sagte er einen geplanten Empfang des beim diesjährigen Super Bowl siegreichen Teams der Philadelphia Eagles im Weißen Haus ab. In einem Statement zu Medienvertretern sagte Trump, einige Mitglieder der Eagles "widersprechen ihrem Präsidenten, weil der darauf beharrt, dass sie für die Nationalhymne stolz mit der Hand aufs Herz stehen".

Die Ausladung aus dem Weißen Haus wirft ein Schlaglicht auf eine Protestform, die eine hitzige gesellschaftliche Debatte entfacht hat. Den Anfang machte im Sommer 2016 Colin Kaepernick, der damalige Quarterback der San Francisco 49ers: Er begann, aus Protest gegen systemischen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze am Spielfeldrand das Knie zu beugen, während die Nationalhymne erklang. Bald machte es ihm sein Teamkollege Eric Reid nach. Seit ihre Verträge bei den 49ers ausliefen, haben sie keinen neuen Verein gefunden.

Trump reagierte wiederholt mit Empörung und beschimpfte die Spieler als "Hurensöhne", die gefeuert gehörten. Die NFL verabschiedete eine neue Regel, die die Football-Profis vor Spielbeginn zum Aufstehen während der Hymne anhält. Etliche Team-Mitglieder der Eagles übten scharfe Kritik an der NFL-Entscheidung.

Auf Twitter erklärte der Präsident die Ausladung auch damit, dass nur ein kleiner Teil des Teams die Teilnahme am Empfang zugesagt hatte. Eagles-Spieler Malcolm Jenkins hatte bereits vergangene Woche angekündigt, er werde die Zeremonie nicht besuchen, weil er sich nicht bei einem Foto-Termin dort "als eine Art Faustpfand missbrauchen" lassen wolle. Sein Teamkollege Chris Long äußerte sich ähnlich, Quarterback Carson Wentz wollte indes am Empfang im Weißen Haus teilnehmen.

Philadelphias Bürgermeister Jim Kenney machte Trump schwere Vorwürfe. Der Präsident habe mit der Absage an die Eagles nur die Blamage vermeiden wollen, eine "Party zu schmeißen, die keiner besuchen will", rügte Kenney. "Indem er sie aus dem Weißen Haus auslädt, beweist unser Präsident nur, dass er kein echter Patriot ist, sondern ein schwacher Egomane, der von der Größe von Menschenansammlungen besessen ist." Er hingegen sei "auch stolz auf den Aktivismus der Eagles abseits des Spielfelds".

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