Süddeutsche Zeitung

Finanzen bei Werder Bremen:Schulden machen, Abstieg verhindern

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"Eine überschaubare Verschuldung nicht ausgeschlossen"

Der Widerstand im Aufsichtsrat des Fußball-Bundesligisten Werder Bremen gegen eine riskantere Finanzpolitik bröckelt. In Klub-Ikone Marco Bode und Ex-Profi Hans Schulz sprachen sich nun erstmals zwei Mitglieder des sechsköpfigen Kontrollgremiums für einen Strategiewechsel bei den Grün-Weißen aus.

"Ich glaube auch, dass ein Abstieg die größere Katastrophe wäre. Es muss das erste Ziel sein, das zu verhindern. Da darf eine überschaubare Verschuldung nicht ausgeschlossen werden", sagte der frühere Nationalspieler Bode der Kreiszeitung Syke. Es könne Sinn machen, "im Winter noch einmal zu investieren". Schulz sagte im Weser-Kurier: "Klar ist: Ein Abstieg wäre eine Katastrophe, deshalb muss man über alles nachdenken."

Warum Werder-Geschäftsführer Fischer eine Verschuldung angestoßen hat

Werder-Geschäftsführer Klaus-Dieter Fischer hatte die Zukunftsdebatte beim Bundesliga-Schlusslicht mit seiner Forderung nach einer "überschaubaren Verschuldung" angestoßen. Weil das Eigenkapital am Ende dieser Spielzeit aufgebraucht sei, müsse der Klub nun doch bereit sein, Schulden zu machen, um mit Spielereinkäufen in der Winterpause den drohenden Abstieg zu verhindern. "Wir müssen abwägen, was für den Klub teurer ist: ein Abstieg oder ein überschaubares Risiko", sagte Fischer.

Für ähnliche Vorstöße der Werder-Bosse zur Beschaffung neuer Gelder hatte es vom Bremer Aufsichtsrat um ihren Vorsitzenden Willi Lemke zuletzt stets eine Absage gegeben. Lemke zeigt sich "völlig überrascht" über den Vorschlag Fischers, signalisierte aber Gesprächsbereitschaft. "Darüber werden wir mit der Geschäftsführung im Aufsichtsrat intensiv reden", sagte Lemke dem Sport-Informations-Dienst. Mit Ergebnissen sei aber nicht in den kommenden Tagen zu rechnen.

Werben um Sponsoren und Partner

"Wir müssen unsere finanzielle Kraft stärken, aber nur darauf will ich die Strategie nicht reduzieren", sagte Bode nun. Der Klub habe trotz der sportlichen Talfahrt immer noch genug Stärken wie die "unglaubliche Identifikation der Fans", die "Erfolge der Vergangenheit" und die "Unaufgeregtheit" im Verein. "Werder hat immer noch eine große Kraft. Wir sind immer noch sehr attraktiv für Partner und Sponsoren - und hoffentlich auch für strategische Partner", sagte der frühere Offensivspieler.

Basler kritisiert Eichin

Und auch Mario Basler, der frühere Bremer und Fußball-Nationalspieler, spart nicht mit Kritik. "Man hätte sich vielleicht mal früher überlegen sollen, ein bisschen Geld in die Hand zu nehmen und ein paar Spieler zu holen, anstatt sich tot zu sparen und in der Zweiten Liga zu landen", sagte Basler bei Sport1. Bei seinem verbalen Rundumschlag attackierte Basler namentlich auch Sportchef Thomas Eichin. "Vielleicht muss man auch mal den Sportdirektor hinterfragen. Thomas Eichin war jahrelang im Eishockey tätig. Wenn man dann auf einmal Sportdirektor im Fußball wird, ist das schon ein himmelweiter Unterschied", sagte der frühere Offensivspieler, der von 1993 bis 1996 bei den Grün-Weißen gespielt hatte. Werder-Trainer Robin Dutt nahm Basler dagegen in Schutz. "Die Mannschaft ist nicht stark genug, Dutt hat also einfach nicht das Spielermaterial zur Verfügung. Der Trainer ist dann die ärmste Sau, der Gelackmeierte", sagte er. Ein Trainerwechsel sei für ihn keine Option: "Ich sehe keinen anderen Trainer, der Werder besser helfen kann als Robin Dutt."

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