Süddeutsche Zeitung

Fifa-Skandal:Fifa droht, Valcke verschwindet, Kattner übernimmt

Lesezeit: 2 min

Fifa droht mit rechtlichen Schritten

Ungeachtet der Suspendierung seines Generalsekretärs Jérôme Valcke wegen Bereicherungsvorwürfen im Zusammenhang mit Ticket-Geschäften will der Fußball-Weltverband Fifa ähnliche Anschuldigungen gegen seinen Boss Joseph S. Blatter nicht auf sich beruhen lassen. "Der Fifa-Präsident hat im Zusammenhang mit der Vergabe der Hospitality-Rechte für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 zu keinem Zeitpunkt Geld verlangt oder erhalten. Anderslautende Behauptungen sind falsch, boshaft und verleumderisch. Wer solche Vorwürfe äußert, muss mit rechtlichen Konsequenzen rechnen", teilte die Fifa mit.

Am Donnerstag hatten Vertreter der Züricher Ticket-Agentur JB Sports außer über die Vorwürfe gegen Valcke auch über Bardgeldzahlungen an Blatter gesprochen. Demnach sollen von den Einnahmen des für die WM-Endrunde 2006 in Deutschland mit dem Ticketing betrauten Unternehmens ISE aus dem höchst gewinnreichen Kartenverkauf auf Anweisung der Geschäftsleitung zwei Millionen Euro als "persönliche Gratifikation für Joseph Blatter" bereitgestellt worden sein.

Kattner übernimmt das Valcke-Amt

Der stellvertretende Generalsekretär Markus Kattner wird indes die Aufgaben des suspendierten Valcke übernehmen. Das teilte der Weltverband auf Anfrage mit.

Valcke habe sich am Donnerstag nach Medienberichten bereits auf dem Weg nach Moskau zur Veranstaltung 1000 Tage vor der WM 2018 in Russland befunden, sei auf halben Weg dann mit dem Privatjet umgekehrt. Seine Rede auf dem Roten Platz anlässlich der Enthüllung der Countdown-Uhr übernahm nach Fifa-Angaben Wettbewerbsdirektor Colin Smith.

Wie Valcke sich verteidigt

Valcke bestreitet in einer Stellungnahme jedes Fehlverhalten. Die Anschuldigungen der Marketingagentur JB Sports Marketing seien "frei erfunden" und "ungeheuerlich", teilte Valckes New Yorker Anwalt Barry Berke in der Nacht auf Freitag mit. Valcke habe von diesem niemals Geld erhalten und niemals eingewilligt, von diesem Geld oder andere Wertgegenstände anzunehmen.

Was Valcke vorgeworfen wird

Die Süddeutsche Zeitung hatte am Donnerstag von schweren Vorwürfen der Agentur JB Sports Marketing gegen die Fifa-Spitze berichtet. In dem Bericht heißt es, Vertreter der Agentur hätten einen Ticketingvertrag mit der Fifa für die WM-Turniere 2010 bis 2022 vorgelegt, in dessen Kontext Valcke eine "diskrete Gewinnbeteiligung" zugesichert worden sein soll.

Valcke soll Zeugenaussagen zufolge zudem bereits vor der offiziellen Vergabe-Entscheidung mehrmals angekündigt haben, dass die Fußball-WM 2022 fest an Katar zugesagt sei.

Valcke, seit 2007 im Amt, gilt als rechte Hand Blatters, der im Februar 2016 seinen Abschied nehmen will. Schon in der Vergangenheit hatte es immer wieder Vorwürfe gegen Valcke gegeben. Doch er überstand immer sämtliche Anschuldigungen. Bis Donnerstagabend.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2654026
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/dpa/sid
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.