Süddeutsche Zeitung

Fifa: Möglicher Korruptionsskandal:WM-Stimme für Ritterschlag

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Dem Fußball-Weltverband droht ein neuer Korruptionsskandal: Vor dem britischen Parlament beschuldigt Lord Triesman vier Fifa-Exekutiv-Mitglieder, persönliche Forderungen für ihre Stimme gestellt zu haben. Einer habe den Ritterschlag gefordert.

Dem Fußball-Weltverband Fifa droht offenbar ein neuer Korruptionsskandal. In einer Anhörung vor dem britischen Parlament beschuldigte Lord David Triesman am Dienstag vier hochrangige Fifa-Mitglieder.

Der frühere Präsident des englischen Verbandes FA und Chef der gescheiterten englischen WM-Bewerbung für 2018 nannte in diesem Zusammenhang die Namen der vier Fifa-Exekutiv-Mitglieder Jack Warner, Nicolas Leoz, Ricardo Teixeira und Worawi Makudi.

In einer ersten Reaktion distanzierte sich Fifa-Präsident Joseph S. Blatter am Dienstag in Zürich von den Vorwürfen. "Ich bin Präsident und habe ein eigenes Gewissen. Daher kann ich nur für mich und nicht für andere Exekutivmitglieder sprechen", sagte Blatter. Er habe die Mitglieder nicht ausgewählt und wisse nicht, ob sie Engel oder Teufel seien.

Blatter unterstrich, dass er für eine "saubere Fifa" kämpfen werde. Sollten Untersuchungen entsprechende Beweise liefern, so werde man unverzüglich handeln und keine Toleranz zeigen. Triesman zeigte sich vor dem Parlamentsausschuss äußerst besorgt und berichtete detailliert über vier Vorfälle.

Demnach soll angeblich Jack Warner, der erst in der vergangenen Woche als Präsident der Konföderation Concacaf (Nord- und Mittelamerika und Karibik) bestätigt worden war, vier Millionen Dollar (2,8 Millionen Euro) für den Bau von Schulen in Trinidad und Tobago gefordert haben. Die Anfrage des 68-Jährigen hätte man allerdings sofort zurückgewiesen.

In einem weiteren Fall habe sich im November 2009 Nicolas Leoz, Präsident der südamerikanischen Konföderation Conmebol, gewünscht, zum Ritter geschlagen zu werden. Auch diesem absurden Wunsch hätte man allerdings eine prompte Absage erteilt. Der Paraguayer habe daraufhin lediglich mit seinen Schultern gezuckt und sei kommentarlos fortgegangen.

Im gleichen Zeitraum habe man auch den brasilianischen Verbandspräsidenten Ricardo Teixeira am Rande eines Länderspiels zwischen England und Brasilien in Doha getroffen. Bei dieser Zusammenkunft soll der 73-Jährige konkrete Anspielungen gemacht haben. Wenn man etwas haben wolle, müsse man zu ihm kommen und sagen, was man für ihn habe.

Auch der thailändische Funktionär Worawi Makudi sei Triesman unangenehm aufgefallen. Makudi wollte sich demnach die TV-Rechte für ein geplantes Länderspiel zwischen England und Thailand in Bangkok sichern.

Vor der Vergabe der WM-Gastgeberrolle 2022 im vergangenen Dezember an Katar sollen zwei Angehörige des Gremiums je 1,5 Millionen Dollar für ihre Stimmabgabe zugunsten des Wüstenstaates erhalten haben, sagte der Politiker Damian Collins am Dienstag bei einer Parlamentsanhörung. Er berief sich dabei auf einen bislang unveröffentlichten Bericht der Zeitung The Sunday Times.

Russland hatte sich am 2. Dezember 2010 in Zürich bei der Vergabe der WM 2018 durchgesetzt. England musste dagegen bei dem Votum eine desaströse Niederlage einstecken und war bereits im ersten Wahlgang mit nur zwei der insgesamt 22 Stimmen ausgeschieden.

Anschließend hatte die Fifa-Exekutive die WM-Endrunde 2022 an Katar vergeben. Im Vorfeld der WM-Vergabe im Doppelpack in Zürich hatte es Bestechungsvorwürfe gegen die Fifa-Exekutivkomitee-Mitglieder Amos Adamu (Nigeria) und Reynald Temarii (Tahiti) gegeben. Adamu wurde für drei, Temarii für ein Jahr gesperrt. Den beiden Offiziellen wurde vorgeworfen, ihre Stimmen für die WM-Vergabe feilgeboten haben.

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