Süddeutsche Zeitung

Fifa:Blatter: "An mich wird man sich erinnern"

Lesezeit: 2 min

Der suspendierte Fifa-Präsident Joseph Blatter hat nach eigenen Angaben trotz der Korruptionsvorwürfe gegen ihn noch Unterstützer im Weltfußball. "Viele Verbandspräsidenten stehen noch immer auf meiner Seite, auch wenn ich vorverurteilt wurde", sagte er der italienischen Zeitung Gazzetta dello Sport. "Die Leute auf der Straße mögen mich immer noch", ergänzte er. "An mich wird man sich erinnern, für die Idee eines universellen Fußballs."

Blatter soll am Donnerstag vor der rechtsprechenden Fifa-Ethikkammer aussagen. Ihm wird eine dubiose Zwei-Millionen-Franken-Zahlung im Jahr 2011 an den ebenfalls suspendierten Uefa-Präsidenten Michel Platini vorgeworfen. Blatter erklärte, Platini sei "ein ehrlicher Mann". Aber auch er sei vom "Anti-Blatter-Virus" befallen, das man ausrotten müsse. Der 79-Jährige bekräftigte zudem erneut seine Unschuld: "Ich erleide etwas, was wie die Inquisition scheint."

"Ich bin nicht der Teufel"

Die Fifa-Untersuchungskammer glaubt bislang nicht, dass die Zwei-Millionen-Zahlung rechtens ist. Auch die Schweizer Bundesanwaltschaft ist misstrauisch und hat bereits ein Strafverfahren gegen Blatter unter anderem wegen des Verdachts der "ungetreuen Geschäftsbesorgung" eingeleitet. Platini wurde dabei als Auskunftsperson geführt. So gibt es auch eine andere Version, in welchem Zusammenhang die Zahlung stehen könnte: 2011 unterstützten die Uefa-Verbände unter der Führung von Platini den Amtsinhaber Blatter im Wahlkampf gegen den Katarer Mohamed bin Hammam.

Platini gab indes bekannt, er werde zu seiner Anhörung am Freitag gar nicht erscheinen. Seiner Ansicht nach gibt es kein gerechtes Verfahren. Der Chef der Europäischen Fußball-Union begründete seinen Verzicht auf eine erneute Aussage mit einer angeblichen "Missachtung der Unschuldsvermutung" durch die Ethikhüter des Weltverbands, wie Platinis Anwälte am Mittwoch mitteilten.

Blatter wiederum beklagte sich in der Gazzetta ferner: "Ich bin nicht der Teufel. Ich bin geschockt. Ich bin 90 Tage lang suspendiert worden, ohne dass man mich überhaupt hat zu Worte kommen lassen. In der Schweiz erlaubt man nicht, dass man eine Person lebenslang ohne Verteidigung verurteilt, das ist gegen die Menschenrechte."

Blatter im Krankenhaus

Die Auswirkungen auf sein Leben seien ernst, auch gesundheitlich. Es sei seinen Gegnern fast gelungen, ihn aus dem Weg zu räumen. "Wäre ich nicht dringend ins Spital eingeliefert worden, würde man jetzt meine Grabinschrift und kein Interview geben", klagte Blatter. "Im Krankenhaus habe ich den Tod ins Gesicht gesehen und über das Leben nachgedacht."

Der Fifa-Boss, der auch ankündigte, eine Biografie schreiben zu wollen, erklärte, er habe nichts getan, was man ihm vorwerfen könne. "Vielleicht habe ich einigen Personen zu sehr vertraut", sagte er. Im Gegenteil: Er habe zur Entwicklung des Fußballs in armen Ländern beigetragen und die Fifa mit TV-Rechten reich gemacht. Die Gefahr, dass sich Sponsoren wegen des Korruptionsskandals von der Fifa abwenden könnten, sieht der Schweizer nicht: "Sie sind der Fifa treu, und es gibt keine bessere Plattform im Fußball."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2785438
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
dpa/SID/SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.