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FCK verurteilt Rassismus-Vorfall:Antisemitische Schmähungen gegen Shechter

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Unruhe beim 1. FC Kaiserslautern: Kein Sieg in den vergangenen 13 Ligaspielen, vorletzter Tabellenplatz, eine Trainerdebatte und Fanproteste. Nun fällt eine Gruppe Pöbler beim Training mit rechtsradikalen Gesten auf und beschimpft den israelischen Spieler Itay Shechter. Der Verein reagiert bestürzt.

Abstiegsangst, Fanproteste, eine Trainerdebatte - und nun auch noch ein Rassismus-Vorfall: Der 1. FC Kaiserslautern steckt in der schwersten Krise seit dem existenzbedrohenden Fast-Abstieg in die dritte Liga 2008. Tiefpunkt der jüngsten Entwicklungen beim Bundesliga-Vorletzten waren beim Auslauftraining am Sonntag antisemitische Schmähungen gegen den israelischen Stürmer Itay Shechter. "Rassismus und Diskriminierung haben beim FCK keinen Platz. Wir werden dafür sorgen, dass diese Typen bestraft werden", schimpfte Vorstandschef Stefan Kuntz.

Nach dem 0:4 im Derby beim FSV Mainz war die Regenerationseinheit der FCK-Profis von rechtsradikalen Gesten und Parolen einiger Pöbler überschattet worden. Verantwortlich war eine kleine Gruppe von "einschlägig vorbestraften, mit Stadionverbot belegten Personen aus der Hooligan-Szene", teilte Pressesprecher Christian Gruber mit. Shechter sei "von einem Zuschauer rassistisch beschimpft worden", gab der Verein an.

Trainer Marco Kurz sagte bestürzt: "Solche Szenen sind beängstigend und in höchstem Maße zu verurteilen. Von so etwas distanzieren wir uns kräftig." Auch der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD), bekennender Lautern-Fan, verurteilte den Vorfall: "Dafür schäme ich mich."

Der Verein hat die Behörden gebeten, den Vorfällen "mit aller Schärfe nachzugehen und sie strafrechtlich auszuwerten". Die Staatsanwaltschaft Kaiserslautern bestätigte, dass ermittelt werde. Der FCK will dabei helfen, Video- und Tonmaterial von Reportern auszuwerten, um die Täter zu identifizieren. Zeugen des Vorfalls, hieß es, sollten sich bei der Polizei melden.

Der delikate Vorgang trifft die Lauterer zu einem sehr schlechten Zeitpunkt. Die Mannschaft, seit 13 Spielen in der Liga ohne Sieg und akut in Abstiegsgefahr, hat ganz andere Sorgen. Zur Beruhigung der aufgebrachten Fans hatten sich die Profis kurzfristig einer Diskussion mit etwa 300 Anhängern im Stadion gestellt, bei der es keine weiteren Entgleisungen gab.

"Die Spieler haben die Meinungen, Gefühle und Ängste der Fans wahrgenommen", sagte Kuntz: "Als Fazit sollte nun das Positive des Treffens im Fokus bleiben - nicht das unentschuldbare Auftreten einer Handvoll Radikaler."

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Quelle:
SZ vom 28.02.2012
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