Süddeutsche Zeitung

FC Bayern in der Einzelkritik:Kimmich macht sich keine Freunde in Köpenick

Lesezeit: 3 min

Der Nationalspieler wird ausgepfiffen, Sadio Mané sucht vergeblich Raum für seine Künste - und am Ende muss Manuel Neuer retten. Bayern gegen Union Berlin in der Einzelkritik.

Von Jens Schneider, Berlin

Manuel Neuer

In so einem Spiel gibt es für den Bayern-Torwart meist nur einen Moment, in dem er über den Ausgang des Spiels entscheidet. In Köpenick war es für Manuel Neuer die 75. Minute. Leweling stürmte auf ihn zu, wählte geschickt die kurze Ecke, aber Neuer verhinderte mit einer sehr starken Reaktion das zweite Tor der Berliner. Ansonsten tat er, was er halt in solchen Spielen tut, den Arm zum Reklamieren heben, Bälle abfangen und weit und genau nach vorn schlagen.

Dayot Upamecano

In so einem Spiel gibt es auch für einen Abwehrspieler der Bayern meist nur einen Moment, in dem er über den Ausgang des Spiels entscheidet. In Köpenick war es auch für Upamecano die 75. Minute. Er verlor den Ball auf der Außenbahn gegen Unions Leweling, als der ihm bei der Ballannahme keine Ruhe ließ. Aber Upamecano hatte Glück und Manuel Neuer hinter sich, siehe: der eine Moment des Manuel Neuer. Dennoch wirkte die Szene exemplarisch für Upamecanos zuweilen holperigen Auftritt.

Matthijs de Ligt

Fiel kaum auf, was für einen Abwehrspieler der Bayern in so einem Match im Zweifel eine beruhigende Feststellung ist, siehe Upamecano.

Benjamin Pavard

Stand richtig, wenn Union sich befreite und zu kontern versuchte. Versuchte zum Schluss auch häufiger, sich vorn einzubringen. Da waren aber schon viele andere seiner Mannschaftskollegen damit beschäftigt, an den dichten Union-Ketten zu verzweifeln.

Alphonso Davies

War in der ersten Halbzeit ein ratloser Flügelspieler, wie Coman auf der rechten Seite. Lief sich oft fest, wurde dann aber etwas zielstrebiger. Aber viele Gelegenheiten für die Stürmer kamen am Ende durch sein Bemühen nicht heraus.

Joshua Kimmich

Tat viel dafür, in Köpenick an diesem Tag keine Freunde zu finden. Direkt nach der Berliner Führung schoss er den Ball ungerührt zum Ausgleich ins Netz, als wäre das nun mal zu erledigen. Wenig später fiel er mit einem ungestümen Foul in der Spielmitte auf, das ihm eine gelbe Karte einbrachte und fortan viele Pfiffe. Sein ganzer Gestus dabei: "Ich will gar nicht euer Freund sein, ich will hier gewinnen." Aber dafür fiel auch ihm nicht genug ein. Ausgewechselt in der 62. Minute.

Marcel Sabitzer

Einmal mehr ein wichtiger Abräumer. Bekam immer noch seinen Körper oder einen Fuß dazwischen, wenn Union Berlin einen Konter versuchte. Stand schon da, oder kam angerauscht. Und leitete oft schnell einen der nächsten Versuche der Bayern ein, die am Ende aber zu oft im Nichts endeten.

Kingsley Coman

Der Außenstürmer kann mit dem Ball wunderbare Haken schlagen. Links, rechts, links, rechts. Auch mal links, links. Sehr schnell, mit verwirrenden Körpertäuschungen. Aber was hilft es, wenn sein Gegenspieler Julian Ryerson stehen bleibt oder wieder aufsteht. Am Ende hatte er immer wieder den Ball. Coman spielte sich oft fest und wirkte bald so ratlos wie sein Trainer Julian Nagelsmann nach dem Spiel, als er gefragt wurde, warum den Bayern nicht mehr eingefallen war.

Jamal Musiala

Wenn einer an diesem Tag gute Ideen hatte bei den Bayern, war es erst mal Jamal Musiala. Auch in Bedrängnis mit großer Leichtigkeit, wenn er den Ball kaum berührte und doch Wege öffnete, die vorher nicht für jeden zu sehen waren. Ließ den Ball tropfen, prallen oder steckte durch, wie in der 36. Minute, als er Leroy Sané die beste Chance des Spiels ermöglichte. Nach seiner Auswechslung in der 62. Minute fehlte den Bayern Inspiration.

Leroy Sané

Der Spieler, der die meisten von wenigen Chancen für die Bayern hatte. Er schloss sogar fein ab. Aber das wäre wohl nur ein gutes Zeichen, wenn auch Tore herauskämen. Auffällig war, wie Sané bis zum Ende robust dagegenhielt, auch hinten, als Union versuchte, seine Konter auszuspielen.

Sadio Mané

Wo er sein Spiel entwickeln und für Tore da sein sollte, war es an diesem Tag oft zu eng: in der Mitte. Bekam zunächst wenige Bälle, aus denen er was machen konnte. Also verließ er die Mitte oft, suchte Räume dort, wo schon ständig seine Mitspieler hinliefen. Was bedeutete: Er lief viel und dennoch das Spiel an ihm vorbei. Beinahe hätte er dennoch dafür gesorgt, dass dieses Spiel ausgeht, wie solche Bayern-Spiele sonst oft ausgehen: mit einem Sieg in der Nachspielzeit. Setzte einen präzisen Kopfball, den Unions Torwart Rönnow gerade noch abwehrte.

Einwechselspieler

Ausnahmsweise, zum ersten Mal in dieser Bundesligasaison, kam Thomas Müller nur von der Bank. Konnte aber ähnlich wenig ausrichten wie die ebenfalls eingewechselten Ryan Gravenberch und Serge Gnabry. Wobei Letztere gemeinschaftlich eine Chance vergaben: Gravenberch passte etwas ungenau, deshalb verfehlte Gnabry das Tor. Für die letzten Minuten kam auch noch Leon Goretzka, erstmals in der Bundesliga nach seiner Knie-OP.

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