Süddeutsche Zeitung

Bayern gewinnt den Supercup:Das Gegenteil von superknapp

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Von Johannes Aumüller, Frankfurt

Irgendwann schien es Niko Kovac ein wenig unangenehm zu werden. Mit den Händen in den Hosentaschen tigerte er die Seitenlinie entlang, manchmal verschränkte er sie auch ineinander. Der neue Trainer des FC Bayern konnte sehr entspannt sein ob des Auftrittes seiner Mannschaft. Aber andererseits war er ja bis vor Kurzem Trainer des Gastgebers Eintracht Frankfurt gewesen, und nun schossen seine neuen Spieler hier Tor um Tor. 5:0 (2:0) hieß es am Ende des Supercups, womit sich die Bayern für ihre Niederlage im DFB-Pokalfinale im Frühjahr revanchierten und ihrem neuen Trainer einen guten Einstand verschafften.

Der Supercup zwischen Meister und Pokalsieger ist zwar ein Wettbewerb, bei dem das Ausmaß der Vermarktung nicht gerade mit der sportlichen Bedeutung korrespondiert und auch nicht mit der Bedeutung für einen Teil der Fanszene. Das Frankfurter Stadion war ausverkauft, aber wirkliche Fußballstimmung kam über weite Strecken nicht auf. In der sonst so auffälligen und stimmgewaltigen Frankfurter Ultra-Kurve gab es Plakate und Gesänge jedenfalls nur in sehr reduzierter Form.

Aber seit einem knappen Jahrzehnt gilt dieser Supercup nun mal als erstes Pflichtspiel der Saison, und die Münchner hatten in den vergangenen Tagen durchaus betont, wie sehr ihnen daran gelegen sei, dieses Spiel zu gewinnen. Kovac schickte auch seine bestmögliche Formation aufs Feld, nur Jérôme Boateng und James Rodríguez fehlten verletzungsbedingt. Bei Eintracht Frankfurt wiederum kamen von den vielen Zugängen nur zwei zum Einsatz, der dänische Torwart Frederik Rönnow und der spanische Mittelfeldspieler Lucas Torro. Dafür fehlte zunächst der kroatische Stürmer Ante Rebic, der am Freitag zwar seinen Verbleib in Frankfurt bekanntgegeben hatte, wegen der Teilnahme am WM-Finale und einem entsprechend verlängerten Urlaub aber erst verspätet ins Training eingestiegen war.

Gut 20 Minuten lang tat sich zunächst nichts Spektakuläres, einzig ein Kopfball von Frankfurts Jonathan de Guzman ließ das Publikum mal raunen. Doch dann flankte Münchens Rechtsverteidiger Joshua Kimmich, und in der Mitte köpfelte Robert Lewandowski zum 1:0 ins Netz. Keine Minute später hatte Mijat Gacinovic die Chance zum Ausgleich, als er aus 18 Metern abzog, aber der Ball ging am Tor vorbei. Dafür gab es schon in der 26. Minute den zweiten Treffer für den FC Bayern: Arjen Robben schlug einen Eckball und dann köpfelte der völlig freistehende Lewandowski den Ball wieder ins Tor.

Fortan war die Partie quasi entschieden und die Dominanz der Münchner immens, auch wenn sie weiß Gott nicht fehlerlos agierten. Aber bis auf ganz wenige Ansätze war Frankfurt nicht in der Lage, etwas dagegenzuhalten. Und mit zunehmender Spieldauer dürften sich die Liga-Bosse gewünscht haben, dass dieser Supercup eher nicht die Einstimmung auf die neue Saison war, weil es dann doch wieder eine recht spannungsfreie Sache werden würde bei der Jagd der übermächtigen Bayern auf ihren siebten Meistertitel nacheinander.

Nach der Pause versuchte sich zunächst Robben an einem weiteren Treffer, doch er vergab knapp. Dafür war in der 54. Minute wieder Lewandowski zur Stelle. Die Frankfurter verloren zum wiederholten Mal im Spielaufbau leichtfertig den Ball, und nach einem Zuspiel von Thomas Müller reichte Lewandowski gegen eine erschreckend schwach sortierte Deckung eine simple Körpertäuschung, um frei vor Rönnow aufzutauchen und das 3:0 zu markieren, diesmal mit dem Fuß.

Frankfurts neuer Trainer Adi Hütter, der insgesamt zur der Erkenntnis gelangt sein dürfte, dass wohl eine schwere Spielzeit auf ihn wartet, trug auch noch seinen Teil zu ein bisschen Stimmung bei. Er wechselte den Kroaten Rebic ein, was die Fans mit lautstarkem Applaus bedachten. Seit dem Abschied des Vereinsheroen Alex Meier im Sommer hat die Kurve zwar keinen Spieler mehr, dem sie bei der Namensnennung durch den Stadionsprecher ein "Fußballgott" hinterherschickt, aber in diesen Ante Rebic scheinen viele Fans nach seinem verkündeten Verbleib so vernarrt zu sein, dass es bald so weit sein könnte.

Nach 63 Minuten bewiesen die Münchner, dass auch andere Spieler außer Lewandowski die Fähigkeit des erfolgreichen Torabschlusses besitzen. Der eingewechselte Kingsley Coman vollendete zum 4:0. So spielten sich die Münchner dem Abpfiff entgegen, und Sorgen machen musste ihnen nur, dass Linksverteidiger David Alaba nach einem Schlag gegen sein Knie humpelnd den Platz verließ. Fünf Minuten vor Schluss erhöhte Thiago sogar auf 5:0. Neben Münchner Jubel hatte das noch eine andere bemerkenswerte Auswirkung: Denn nun raffte sich auch die Frankfurter Kurve mal zu einem Gesang auf.

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Quelle:
SZ vom 13.08.2018
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