Süddeutsche Zeitung

Yann Sommer beim FC Bayern:Unbeeindruckt von allem Getöse

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Erstmals seit seinem Abschied von der Borussia spielt Yann Sommer als Bayern-Torwart in Mönchengladbach. Bei seinem neuen Klub hat er eine sehr spezielle Aufgabe bislang mit Ruhe gelöst.

Von Sebastian Fischer

Es kommt in Bundesligastadien nicht oft vor, dass sich die Anhänger beider Mannschaften darauf einigen, einem der Fußballer auf dem Rasen ihre Sympathien zuteilwerden zu lassen, doch an diesem Samstag könnte das der Fall sein. Borussia Mönchengladbach wird vor der Partie gegen den FC Bayern nachholen, wofür in der hektischen Transferperiode im Januar die Zeit fehlte - und Yann Sommer bei seiner ersten Rückkehr als Bayern-Torwart offiziell verabschieden. "Ich habe mit Yann telefoniert, der findet das top", sagte Gladbachs Sportdirektor Roland Virkus. "Und ich weiß, dass auch unsere Fans sich das wünschen. Ich glaube, dass Yann hier sehr freundlich empfangen wird."

In Gladbach ist Sommer wohl eher als jener Torwart in Erinnerung, der für die Borussia achteinhalb Jahre lang hervorragend hielt, und weniger als einer, der seine Mannschaft mitten in der Saison verließ. Außerdem brachte er dem Klub so bekanntlich ausreichend Geld ein, um Nachfolger Jonas Omlin zu verpflichten. In München ist Sommer nach einem Monat als Ersatz für den verletzten Manuel Neuer anerkannt. In dieser Woche fiel er in dieser Rolle zum ersten Mal so richtig auf.

Es war beim 1:0-Sieg in Paris am Dienstag auch Sommer, der die gute Ausgangsposition der Münchner fürs Rückspiel im Champions-League-Achtelfinale sicherstellte. In der Schlussphase, als die lange schwachen Pariser dem Ausgleich nahe waren, gelangen ihm mehrere Paraden. Gegen den auf ihn zu stürmenden Kylian Mbappé hielt er einen Schuss aus kurzer Distanz mit dem Gesicht. "Das zeichnet einen Torwart bei Bayern München aus, dass du nicht so viel zu tun bekommst, aber wenn du gebraucht wirst, da bist", sagte Oliver Kahn, der Vorstandschef und ausgezeichnete Ex-Torwart.

Am Rande des Spiels in Paris war auch die turbulente Phase rund um Sommers Transfer noch mal ein Thema, jedenfalls im US-Fernsehen. Für den Sender CBS war der frühere Weltklassetorwart Peter Schmeichel, Vater des dänischen Nationaltorwarts Kasper Schmeichel, 36, von OGC Nizza, als Experte aus dem Stadion zugeschaltet. "Jetzt steht hier Yann Sommer im Tor, aber es hätte auch mein Sohn sein können. Am gleichen Tag, als sie Yann Sommer verpflichteten, haben sie auch Gespräche mit meinem Sohn geführt", berichtete er und begründete die damalige, bisher nur aus Gerüchten bekannte Motivlage der Bayern mit den zähen Verhandlungen mit Gladbach.

"Ich bin sehr zufrieden, eigentlich mit allem", sagt Nagelsmann über Sommer

Nach jetzigem Stand dürften sich diese Verhandlungen aus Münchner Sicht gelohnt haben. In der Pressekonferenz am Freitag schloss sich auch Julian Nagelsmann dem Torwartlob an. "Ich bin sehr zufrieden, eigentlich mit allem", sagte er, erwähnte Sommers starke Leistung in Paris, sprach ihn von einer Schuld an bisher fünf Gegentoren frei und zählte auf: "Mit Ball, von der Präsenz, auch vom Coaching her macht er es sehr gut."

Dass Sommer, 34, all das kann und seit Jahren zur internationalen Spitzenklasse auf seiner Position zählt, war bekannt; dass er es bislang auch im Bayern-Trikot zeigt, ist keine große Überraschung. Und doch ist es natürlich eine spezielle Aufgabe, den zumindest in gesunder Verfassung weiterhin besten Torwart der Welt zu vertreten - ohne zu wissen, in welcher Verfassung Neuer nach seinem Beinbruch zur nächsten Saison zurückkehrt. Noch spezieller wurde die Situation, als die Bayern nur wenige Tage nach Sommers Ankunft Torwarttrainer Toni Tapalovic feuerten.

Sommer macht allerdings nicht den Eindruck, als hätte ihn die Sache sonderlich beeinflusst. Er äußerte sich wohlwollend über den neuen Torwarttrainer Michael Rechner ("sehr guter Typ, sehr modern im Arbeiten"), und auch die Rückkehr nach Gladbach sollte ihn nicht im negativen Sinne beschäftigen. Wie sagte es Nagelsmann: Sommer sei ja "keine 18 mehr".

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