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FC Bayern:Rodes Karriereknick führt ihn nach Dortmund

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Wer in München durchfällt, ist immer noch ein Kandidat für Dortmund: Der Wechsel von Sebastian Rode steht nach SZ-Informationen kurz bevor. Beim BVB könnte er eine Lücke füllen.

Von Christof Kneer, Ascona/München

Als der defensive Mittelfeldspieler Sebastian Rode im Sommer 2014 zum FC Bayern wechselte, hatte er vom Sommer 2016 eine konkrete Vorstellung: Zwar konnte zu diesem Zeitpunkt niemand wissen, dass die deutsche Nationalmannschaft ihr EM-Trainingslager im schönen Ascona abhalten würde, aber irgendein Trainingslager würde es schon geben, das ahnte Rode, und da wäre er halt schon gern dabei.

Immerhin war er gerade von Eintracht Frankfurt zum FC Bayern gewechselt, und dieser FC Bayern war ja gerade Weltmeister geworden, wenn auch mit freundlicher Unterstützung hinzugezogener Spezialkräfte aus London, Rom und sogar Dortmund. Und eines wusste Rode ja auch: Man muss bei Bayern nicht 34 Ligaspiele machen, um sich fürs Nationalteam aufzudrängen. Zur erweiterten Stammelf zu gehören, könnte auch schon reichen.

Zwei Jahre später hat Joachim Löw tatsächlich einen defensiven Mittelfeldspieler aus München nach Ascona eingeladen: Joshua Kimmich, 21, der erst im Sommer 2015 zum FC Bayern gewechselt ist. Sebastian Rode? Keiner hat ihn in Ascona vermutet, und keiner hat ihn dort vermisst.

Rode, 25, ist zuletzt ein wenig aus der Karriere gefallen, aber es war ein recht komfortabler Sturz. Wer in München fällt, fällt weich. Wer es bei Bayern nicht schafft, muss nicht in Ingol- oder Darmstadt unterkriechen, der ist immer noch ein Kandidat fürs obere Drittel der Bundesliga - oder, wie Rode, gleich für Borussia Dortmund. Noch halten sich die Parteien bedeckt, aber nach SZ-Informationen steht Rodes Transfer zur Borussia unmittelbar bevor. Die Transfersumme wird auf etwa zwölf Millionen Euro veranschlagt, womit der FC Bayern zwölf Millionen Euro gutgemacht hätte; Rode kam einst ablösefrei.

Rode ist einer wie Kehl

Ob der BVB auch einen Schnitt macht, hängt davon ab, wie man rechnet. Gewiss wird Rode die Borussia weniger Geld kosten, als der ebenfalls bevorstehende Transfer von Ilkay Gündogan zu Manchester City einbringen wird, allerdings wird zumindest der zuständige Trainer Thomas Tuchel die Personalien eher getrennt betrachten wollen. Zwar treiben sich Rode und Gündogan in ähnlichen Spielfeldregionen herum, aber sie sind auf kaum vergleichbaren Füßen unterwegs.

Rode ist ein kompakter Treibauf, ein quadratisch praktisch guter Athlet, er ist ein Spieler, von dem sie bei Bayern immer gesagt haben, dass er sie vielleicht nicht besser macht, ihnen aber hilft. Gündogan ist dagegen sehr eindeutig ein Bessermacher, und so warten sie in München nun gespannt, ob der Konkurrent aus Dortmund außer Rode noch einen weiteren Mittelfeldspieler verpflichtet. Rode gilt mit seiner aufrechten Haltung weniger als Nachfolger für Gündogan, eher als Nachfolger für den zurückgetretenen Sebastian Kehl, dessen robustes Spiel sie beim BVB zuletzt doch vermisst haben.

Wo sich der DFB in zwei Jahren auf die WM in Russland vorbereitet, ist offen. Noch offener ist, ob Sebastian Rode dann zum Kader gehört.

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Quelle:
SZ vom 02.06.2016
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