Süddeutsche Zeitung

FC Bayern:Ribéry verursacht einen Flügel-Engpass

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Von Benedikt Warmbrunn, Doha/München

Eine Woche lang hat sich der FC Bayern in Katar auf die Rückrunde vorbereitet, an den sieben Tagen hat die Mannschaft fünf Mal öffentlich trainiert, es ist also transparent gewesen, welcher Spieler sich aufdrängt und welcher nicht. Daher hat sich Arjen Robben auch keine Mühe gegeben, die Lage zu beschönigen: "Nicht so gut" sei die Woche gewesen, "von Tag zu Tag" wolle er nach all dem Einzeltraining schauen. Es war keine Aussage, die euphorisch klang, eine Woche vor dem Rückrundenauftakt am nächsten Freitag bei der TSG Hoffenheim.

Am Donnerstag ist der FC Bayern zurück nach München geflogen, begleitet hat die Mannschaft dabei ein Zustand, den sie eigentlich vermeiden wollte: ein Engpass auf den Außenbahnen. Robben ist nicht zurück im Mannschaftstraining, und Franck Ribéry hat sich in einem geheimen, mannschaftsinternen Testspiel am Mittwoch verletzt. Die Diagnose: ein Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel. Die Prognose: mehrere Wochen Pause.

In seine erste Rückrunde als Trainer des FC Bayern geht Niko Kovac also mit einem Flügelspieler, der verletzt fehlt, mit einem Flügelspieler, der von Tag zu Tag schaut, mit einem Flügelspieler, der zum Jahresende aufgrund von Oberschenkelproblemen ausgefallen war (Serge Gnabry), sowie mit einem Flügelspieler, der sich nach einem Syndesmosebandriss zum Jahresende erst wieder an seine alte, zugegebenermaßen ausgesprochen exzellente Form herangearbeitet hatte (Kingsley Coman). Keine guten Voraussetzungen für einen Trainer, der sein Offensivspiel flügellastig aufbaut.

Ribérys Verletzung wird wohl dennoch am stärksten Ribéry selbst treffen. Der Franzose will seinen im Sommer auslaufenden Vertrag noch mal verlängern, mit seinem Wutanfall in den sozialen Netzwerken am vergangenen Wochenende hat er seine Verhandlungsposition schon erheblich geschwächt. Den Rest könnten in den nächsten Wochen die Konkurrenten aus den eigenen Reihen übernehmen. Ribérys Muskelfaserriss könnte den Umbruch auf den Flügeln weiter beschleunigen.

Der FC Bayern soll an Adrien Rabiot interessiert sein

Coman und Gnabry gelten erst einmal als gesetzt, zudem haben sich die Einsatzchancen von Alphonso Davies erhöht. Der 18 Jahre alte Kanadier gehört seit Jahresbeginn offiziell zum Kader, er wird bereits mit Lob überhäuft: "Sehr viel Entwicklungspotenzial" sieht Kovac. "Er ist ein super Junge und Riesentalent mit Speed, Power und Technik. Wir versprechen uns viel von ihm", schwärmte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. "Überdurchschnittlich talentiert" sei Davies, sagte Thomas Müller. Uli Hoeneß, der Präsident, äußerte bereits die bescheidene Erwartung, dass Davies "eine Bombe" werde. Davies selbst sagte in Doha: "Ich hoffe einfach, dass ich meine Spiele bekomme." Zumindest diese Hoffnung dürfte sich bald schon erfüllen.

Ribérys Verletzung könnte außerdem zusätzliche Dynamik in die ohnehin hochtourigen Transferbemühungen des Vereins bringen. So könnte der Klub die gesunden Flügelspieler entlasten, indem er den 18 Jahre alten Callum Hudson-Odoi vom FC Chelsea verpflichtet; der Anreiz auf eine Einigung ist für die Bayern nun gestiegen. Oder der Klub entlastet die Flügelspieler, indem er das Mittelfeldzentrum stärkt, zum Beispiel durch Adrien Rabiot von Paris Saint-Germain. Der 23 Jahre alte Franzose will PSG verlassen und wurde zuletzt von seinem deutschen Trainer Thomas Tuchel nicht mehr berücksichtigt - und im Sommer endet sein Vertrag.

Am Donnerstag berichteten mehrere französische und deutsche Medien, dass der FC Bayern an dem französischen Nationalspieler interessiert sei. Allerdings liegen Rabiot auch Angebote anderer Vereine vor, unter anderem eines des FC Barcelona. "Wir müssen die Augen und Ohren offen halten, mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Rabiot ist ein interessanter Spieler", sagte Salihamidzic der Bild.

Was die Transfers angeht, könnte es also von Tag zu Tag neue Entwicklungen geben. Eine könnte Rafinha betreffen. Der Außenverteidiger, dessen Vertrag ausläuft, steht kurz vor einer Einigung mit Flamengo Rio de Janeiro über einen Wechsel im Sommer.

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SZ vom 11.01.2019
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