Süddeutsche Zeitung

Marketing des FC Bayern:Gemütlicher Abend im Bayern-Trainingsanzug für 399,95 Euro

Präsident Herbert Hainer sagt, der FC Bayern sei kein "kickender Konzern". Nicht nur die Salami-Pizza bei Aldi Süd spricht gegen diese mutige These.

Glosse von Ulrich Hartmann

Gemütlicher Samstagabend vor dem Fernseher mit dem Bayern-Sieg in Stuttgart. Zuvor schön geduscht mit dem FC-Bayern-Duschgel "Signatur" (6,97 Euro) und abgetrocknet mit dem Bayern-Handtuch "Members Club" (20,97 Euro). Dann angezogen zum Spiel: die Bayern-Boxershorts (Zweierset, 24,95 Euro), die Bayern-Trachtensocken (14,95 Euro), das gelb-grüne Icon-Trikot aus den Neunzigern (79,95 Euro). Und zuoberst: den neuen Bayern-Retro-Trainingsanzug in Rot und Weiß - dermaßen sauteuer (399,95 Euro), weil in Deutschland genäht und auf 115 Stück limitiert. Natürlich sofort ausverkauft, bringt bei Ebay gewiss das Doppelte mit dem Hinweis: "Nur ein Mal getragen!"

Vor dem Fernseher dann verzehrt: die neue FC-Bayern-Tiefkühl-"5-Sterne-Salami-Pizza", für 3,99 Euro bei Aldi Süd "mit schnittfestem Mozzarella, Peperonisalami, Gouda und marinierten, halbgetrockneten Tomaten". Auf dem Karton riesig das FC-Bayern-Wappen plus verdiente Spieler in Weichzeichnung. Die Pizza: außen knusprig, innen tomatig, leichte Schärfe, halt Convenience Food. Wunschzettel für weitere Tiefkühl-Schmankerl: Bayern-Bami, Bayern-Curry, Bayern-Basmati, Bayern-Kimchi. Nicht Kimmich! Kimchi! Fermentierter Kohl! Verkauft sich besonders gut in Südkorea, wo der Ex-Bayern-Coach Klinsmann jetzt Nationaltrainer ist.

Der Präsident Herbert Hainer hat vorige Woche betont: "Bei uns steht der Fußball im Zentrum, der FC Bayern wird nie ein kickender Konzern." Echt? Wir dachten: Das ist er doch längst.

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