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FC Bayern: Debatte um Robben:Auf interessanteste Weise vertrackt

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Wer trägt die Schuld an Robbens Verletzung? Er selbst, der "Wunderheiler" oder die Oranje-Ärzte? Klare Antworten würde nur eine bessere Absprache zwischen Vereinen und Verbänden bringen - doch dazu kommt es nicht.

Christian Zaschke

Betrachtete man den Fall Arjen Robben mit den Augen des Zynikers, so wäre zu sagen: Was für ein Glück für Mario Gomez, Miroslav Klose und Ivica Olic diese Verletzung doch ist. Denn vermutlich wird nun Thomas Müller auf dem rechten Flügel des FC Bayern spielen, was bedeutet, dass die Position des Stürmers im 4-2-3-1-System wieder frei ist. Diese Sichtweise wäre freilich etwas arg kleingeistig, da der Fall auf interessanteste Weise vertrackt ist. Er wirft ein paar grundsätzliche Fragen auf, die zu beantworten sich als schwierig bis unmöglich erweist.

Es sind konkrete, den Fall betreffende und allgemeinere Fragen, die sich um das Verhältnis von Vereinen und Verbänden drehen. Wer trägt die Schuld an Robbens Verletzung? Er selbst, weil er seine vor der WM erlittene Muskelverletzung nicht geduldig auskurierte, sondern sich der Dienste des als "Wunderheiler" bezeichneten Dick van Toorn bediente? Vielleicht van Toorn, der Robben, wie es hieß, "aggressiv" fitmachte? Oder doch die medizinische Abteilung der niederländischen Nationalelf, weil sie Robbens Einsatz zuließ, eine Untersuchung durch den Arzt des FC Bayern aber untersagte? Vielleicht ja, vielleicht nein.

Allgemeiner gefragt: Liegt nicht im Verhältnis von Vereinen und Verbänden etwas im Argen, wenn die Klubs während großer Turniere das Gehalt der Spieler weiterzahlen, obwohl die Verbände, insbesondere Dachorganisationen wie der Weltverband Fifa, durch die Turniere sehr, sehr reich werden? Und läuft nicht etwas falsch, wenn die Spieler bei diesen Turnieren unversichert auflaufen, weil die Versicherung für die Verbände zu teuer wäre? Wenn sie verletzt zurückkommen, ist das allein ein Problem der Klubs; bis zum nächsten wichtigen Länderspiel dauert es ja gewöhnlich noch eine Weile.

Über die allgemeinen Fragen müssten Klubs und Verbände reden und eine verbindliche Regelung finden, damit im Konkreten (z.B. im Fall Robben) jederzeit klar ist, wer wann was tun darf, wer wann was bezahlt. Im Idealfall bedeutet die Causa Robben also nicht ein bisschen Glück für Gomez, Klose oder Olic (die dem Kollegen ohnehin sicherlich nur das Beste wünschen), sondern den Beginn einer grundsätzlichen Neuregelung des Verhältnisses von Vereinen und Verbänden.

Das hieße jedoch, dass alle Funktionäre bereit sein müssten, vernünftig miteinander zu reden und einen fairen Interessenausgleich herbeizuführen; ganz ohne Zynismus lässt sich vermuten: Dazu wird es nicht kommen.

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Quelle:
SZ vom 05.08.2010
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