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FC Bayern braucht neuen Nachwuchschef:Butt geht schon wieder

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Gerade erst hatte der frühere Bayern-Profi Jörg Butt seinen Job als Nachwuchschef angetreten - vergangene Woche warf er nach SZ-Informationen bei den Verantwortlichen hin. Er habe das Tätigkeitsfeld falsch eingeschätzt, sagte er. Womöglich war er aber auch die Eingriffe des neuen Sportvorstands Matthias Sammer in seinen Bereich leid.

Andreas Burkert

Eine große Anzahl Vertrauter sollte Matthias Sammer eigentlich nicht folgen, so hatten sie es dem neuen Sportvorstand des FC Bayern recht eindringlich mitgeteilt während seiner Verpflichtung Anfang Juli. Die Münchner haben keine guten Erfahrungen gemacht mit einem Stab aus Erfüllungsgehilfen, welche die früheren Trainer Jürgen Klinsmann und Louis van Gaal mitbrachten.

Sammer, 44, der Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes war, hat seinen Vertrauten und Assistenten Karsten Schumann nach München mitgenommen, doch damit ist es offenkundig nicht genug: Am Dienstag vermeldeten die Bayern den überraschenden Abschied von Nachwuchschef Jörg Butt, der den Job nach seinem Karriere-Ende soeben erst angetreten hatte. Den Nachfolger des früheren Torwarts sucht nun Sammer aus.

Butt ist nicht entlassen worden, er trat am Dienstag zurück. Nach SZ-Informationen weihte Butt den Verein vergangenen Mittwoch ein; der Klub bat ihn, die Entscheidung noch mal zu überschlafen. Doch Butt änderte sie nicht mehr: "Ich bin mir selbst und auch dem FC Bayern gegenüber ehrlich", ließ der 38-Jährige mitteilen, "ich habe dieses Tätigkeitsfeld, für das ich nun seit einigen Wochen verantwortlich bin, falsch eingeschätzt."

Und Bayern-Vorstand Karl-Heinz Rummenigge wurde so zitiert: "Jörg Butts Bitte um Freistellung hat uns völlig überrascht." Überraschend ist indes auch, dass Butt den Job als Leiter des Leistungszentrums tatsächlich falsch eingeschätzt haben soll. Schließlich hatte er sich ein Jahr darauf vorbereiten können; zuletzt, bei den Spielen der Bayern-Reserve, sah man ihn sehr engagiert am Spielfeldrand auftreten. Naheliegend ist, dass sich das Tätigkeitsfeld mit der Verpflichtung Sammers schlichtweg veränderte.

Butt sollte die Neuordnung der Nachwuchsabteilung gemeinsam mit dem früheren Bayern-Profi Michael Tarnat (Sportchef) und Jürgen Jung (Scouting) auf den Weg bringen; mehrere Trainer wurden ausgetauscht. Von einem "Management im Jugendbereich" sprach im April Sammers Vorgänger Christian Nerlinger - ein Vertrauter Butts, der nach der schmerzhaften Niederlage im Champions-League-Finale entlassen wurde.

Beim DFB gehörte der Nachwuchs zu Sammers Kernaufgabe; womöglich war Butt als Reformer nun überflüssig und der Eingriffe in seinen Bereich überdrüssig. Er könnte daraus seine Schlüsse gezogen haben, dies belegt wohl auch Rummenigge in seiner Dankesnote: "Jörg Butt ist ein geradliniger und konsequenter Mann."

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Quelle:
SZ vom 08.08.2012
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