Süddeutsche Zeitung

FC Bayern:Angst um den Ersatztorhüter

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Von Benedikt Warmbrunn, Doha/München

Das Jahr hat für Sven Ulreich nicht wirklich gut angefangen, aber dafür zumindest mit einem Kompliment: dem, das sein Ausfall den FC Bayern vor ein Problem stellen könnte. Mittwochvormittag, die zweite Einheit des FC Bayern im Trainingslager in Katar, und wenig später berichten die Nachrichtenagenturen vom "ersten Schreck" oder gar von einer "Schrecksekunde". Ulreich, der noch vor einem Jahr ein Leben als unbeachteter Stellvertreter des besten Torwarts der Welt lebte, hatte das Training abgebrochen. Anschließend durfte er ein paar Stunden lang spüren, wie sehr sein Wert in den vergangenen Monaten gestiegen ist.

Wenige Schrecksekunden lang sah die Torwartsituation beim FC Bayern so aus: Stammtorwart Manuel Neuer - verletzt. Erster Ersatzmann Ulreich - im Krankenhaus. Zweiter Ersatzmann Christian Früchtl - verletzt. Übrig blieben somit für den Rückrunden-Auftakt am 12. Januar in Leverkusen: der reaktivierte Tom Starke, 36. Und Ron-Thorben Hoffmann, 18.

Dann kehrte Ulreich aus dem Krankenhaus zurück, Diagnose: ein verstauchter Mittelfinger. "Alles gut", sagte er der Bild. Auf die Einheit am Nachmittag verzichtete er dennoch vorsichtshalber.

In den Stunden zuvor hatte sich gezeigt, wie wackelig die Statik beim FC Bayern zum Jahresanfang 2018 auf der Torwartposition ist. Neuer fällt seit September nach einem wiederholten Fußbruch aus, ursprünglich sah die Planung vor, dass er im Januar ins Mannschaftstraining zurückkehrt. Davon geht inzwischen niemand mehr aus, Ende Dezember trainierte Neuer erstmals wieder auf dem Laufband, allerdings mit reduziertem Eigenkörpergewicht - erwartete Rückkehr: nicht vor dem Frühjahr. "Er absolviert mit den Ärzten ein genau abgestimmtes Programm", sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic, der zudem eine bewusst unpräzise Prognose gab: "Wir geben ihm alle Zeit der Welt." Bis zu Neuers Rückkehr darf Ulreich also seine neue Wertschätzung in München genießen. Gegen Ende der Hinrunde rettete er die Mannschafts mehrmals, im letzten Ligaspiel parierte er in Stuttgart in der Nachspielzeit einen Elfmeter. Im Sommer läuft sein Vertrag aus, der Verein würde dem Vernehmen nach gerne verlängern. Ulreich beobachtet erst einmal, ob sein Wert weiter steigt und ob sich vielleicht ein anderer ambitionierter Verein meldet. Er hat ja alle Zeit der Welt, um weiter für sich zu werben.

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SZ vom 04.01.2018
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