Süddeutsche Zeitung

FC Augsburg:Torwart Hitz rächt sich am Elfmeterpunkt

Lesezeit: 2 min

Von Johannes Kirchmeier, Köln/München

Marwin Hitz, 28, weiß, wie es ist, nach einem Spiel im Fokus zu stehen: Im Februar dieses Jahres schoss der Augsburger Torwart gegen Leverkusen den Ausgleich in letzter Minute - er war der gefeierte Held der Schwaben, alle wollten ihn danach interviewen.

Beim Auswärtssieg seines FCA in Köln (1:0) am Samstagnachmittag war es nun wieder einmal so weit: Hitz war der gefragteste Mann bei den Journalisten. Allerdings nicht wegen einer Heldentat. Vielmehr wollten die Reporter eine Antwort darauf, wieso der Schweizer vor einem Strafstoß der Kölner in der 57. Minute den Rasen um den Elfmeterpunkt umgegraben hatte. Hitz drehte seine Stollen zackig hin und her und hinterließ neben dem Punkt eine Kerbe - eine unsportliche Aktion.

Die ihm am Ende auch noch glückte: Der Kölner Stürmer Anthony Modeste rutschte mit seinem Standbein in ebenjener frisch präparierten Kerbe aus, Hitz hüpfte in seine rechte Ecke und patschte den Ball zur Seite weg. Statt der Kölner Führung blieb es beim 0:0, am Ende war es eine spielentscheidende Szene.

Als Hitz nun nach der Partie vor dem ARD-Mikrofon stand, sagte er erst einmal mit einem Lächeln: "Der Platz war nicht ganz in Ordnung." Dass er mal Greenkeeper werden wollte, verschwieg er bisher - und mit dieser rabiaten Art wäre er wohl nicht einmal Zeugwart in der Kreisklasse geworden.

Daher gestand er dann kleinlaut, dass er eigentlich versucht hatte, den Schützen zu irritieren: "Fair-Play ist anders. Das muss ich zugeben." Kölns Trainer Peter Stöger sagte: "Das muss er für sich selbst entscheiden. Ich versuche, mich so gut wie es geht zu kontrollieren." Man merkte dem verärgerten Coach an, dass er genau das versuchte. Was genau in diesem Moment in der 57. Minute in Hitz gefahren war, konnte er selbst nicht erklären. "Da kommt schon vieles zusammen", sagte er: "Ein volles Stadion, ein hektisches Spiel - und man denkt, dass es kein Elfmeter war."

In der Tat entschied Schiedsrichter Daniel Siebert fälschlicherweise auf Strafstoß für Köln, als sich dessen Stürmer Philipp Hosiner fallen ließ - eine halbe Schwalbe. Die Hosiner auch nach einer Nachfrage Sieberts nicht zugab. Augsburgs Trainer Markus Weinzierl versuchte Hitz' Vendetta am Rasen damit zu begründen: "Er hat nicht gut, nicht clever und nicht fair reagiert. Aber wenn man sich ungerecht behandelt fühlt, reagiert man manchmal über", sagte er. "Er wird es wahrscheinlich nicht nochmal machen."

Dennoch ist das wohl etwas zu kurz gegriffen. Der 28-Jährige hat als Bundesliga-Torwart natürlich eine Vorbildfunktion. Der frühere Bundestrainer Berti Vogts schlug bei Sky daher zur Wiedergutmachung vor: "Er sollte 50 000 Euro für ,Ein Herz für Kinder' stiften."

Durch Hitz' unschöne Aktion rückte eines in den Hintergrund: Mann des Tages war der Torwart so oder so: Mit starken Paraden hielt er sein Team lange im Spiel und am Ende den Augsburger Sieg fest.

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Quelle:
SZ vom 06.12.2015
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