Süddeutsche Zeitung

Nicole Schott bei der Eiskunstlauf-WM:Im Flow auf Platz sieben

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Der siebenmaligen deutschen Meisterin gelingt in Japan das eindrucksvollste Ergebnis ihrer Karriere - im Alter von 26 Jahren ist sie die zweitbeste Europäerin beim WM-Championat.

Von Barbara Klimke

Fassungslos war Nicole Schott über sich und ihre fabelhaften Sprünge. Das war ihr anzusehen nach der Schlusspirouette ihrer "Bohemian Rhapsody". Ihr ganzes Leben hatte sie auf eine solche Leistung hingearbeitet, dann glückte sie ihr bei ihrer sechsten Weltmeisterschaftsteilnahme vor großer Kulisse im Stadion von Saitama in Japan: zwei makellose Programme in Kurzkür und Kür, lupenreine Landungen auf einer Kufe nach sieben Kürsprüngen und Kombinationen, vom Dreifach-Rittberger bis Dreifach-Flip. Dazu endlich einmal Wertungsnoten von den Juroren, die ihrer Reife, Eleganz und Ausdruckskraft auf dem Eis gerecht geworden sind. "So perfekt bin ich noch nie gelaufen", sagte sie später, noch immer ein wenig verwundert: "Ich war voll im Flow."

Es ist der bislang größte Erfolg von Nicole Schott, der siebenmaligen deutschen Meisterin. Als siebtbeste Eiskunstläuferin der Welt hat sie das Championat in Japan abgeschlossen und ihre Höchstleistung nach Punkten auf den persönlichen Rekord von 197,76 geschraubt. Als die Ziffern aufleuchteten, während sie in der Kiss-and-Cry-Ecke saß, fiel sie ihrem Oberstdorfer Trainer Michael Huth in die Arme.

Kaori Sakamoto, 22, wird erneut zur Weltmeisterin gekürt

Zweitbeste Europäerin war Nicole Schott in Japan, und das ist nicht hoch genug einzuschätzen bei einer Athletin im Alter von 26 Jahren, die sich im Eiskunstlauf in den vergangenen Jahren manchmal gefühlt haben muss wie im Kindersport. Sie hat die Platzierung deshalb auch als Lohn begriffen für ihr Durchhaltevermögen, ihre Konstanz in all den Jahren: "Wenn man schon in einem gewissen Alter ist, zeigt man damit, dass man noch viel erreichen kann."

In Abwesenheit der drei besten Russinnen, darunter Anna Schtscherbakowa, die in Peking mit 17 Jahren Olympiasiegerin geworden war, kürte sich Kaori Sakamoto, 22, wie im vergangenen Jahr zur Weltmeisterin. Die Olympiadritte aus Japan hatte schon im Kurzprogramm mit großem Vorsprung vorn gelegen und ihre Landsleute auf den Tribünen entzückt. Die beste Kür zeigte am Freitag die zweitplatzierte Lee Haein, 17, aus Südkorea vor der 23-jährigen EM-Zweiten Loena Hendrickx aus Belgien. Die Europameisterin, Anastassia Gubanowa aus Georgien, schlitterte weit hinter Nicole Schott als Vierzehnte ins Ranking.

Zuvor hatten sich die deutschen Eistanz-Meister Jennifer Janse van Rensburg und Benjamin Steffan, die wie Schott in Oberstdorf trainieren, mit einem schwungvollen Rhythmustanz bei ihrem WM-Debüt für das Kürfinale am Samstag (4.30 Uhr) qualifiziert. "Wir sind happy und gut durch das Programm gekommen", sagte Steffan. Im vergangenen Jahr hatte das Eistanzpaar wegen einer Corona-Infektion kurzfristig auf die WM verzichten müssen. Die Führung haben die amerikanischen WM-Dritten Madison Chock und Evan Bates vor den Italienern Charlene Guignard/Marco Fabbri und Piper Gilles/Paul Poirier aus Kanada übernommen.

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